6/1704.

An Carl Ludwig von Knebel

Ich schike dir sogleich den Katalogus der Zeichnungen wieder zurük, weil ich weder im Ganzen noch im einzelnen etwas darauf bieten kann. Zusammen ist mirs zu viel und nach dem angegebenen Nahmen läßt sich nichts aussuchen und nichts bestimmen, wenn man die Blätter nicht selbst sieht. Es mögen schöne Sachen drunter seyn. Ich sehe es als einen Depot an der irgend in einer alten Famielie oder Erbschaft stekt. Die Regensburger Auktion ist lange vorbey und unsere Empletten müßen bald kommen. Die Sachen sind hoch hinauf getrieben worden und es scheinen viele Liebhaber beysammen gewesen zu sein. Der Herzog hat sich einen Katalogus durchschießen und die Preiße dazu schreiben laßen, auch die Nahmen wer sie erstanden hat. Die Nachrichten vom Altdorfer Marmor sind mir recht angenehm. Wenn ich den versteinten Kopf wohleingepakt, überschikt erhalten könnte, so wollte ich gerne auf das sorgfältigste damit umgehen, und ihn dem Eigenthümer mit einem Gratial nach gemachtem Gebrauche wieder zurückschicken, vielleicht ihn auch behalten, wenn die Forderung dafür nicht gar übermäßig wäre.

Wir genießen des schönen Wetters, der Herzog pflanzt viel und der Prinz wächst zusehens.

Die Musik von Wolfen zu denen beyden Gedichten [143] die du nun haben wirst ist gut gerathen. Es läßt sich aber davon nichts transportiren, weil die Wirkung des Ganzen das beste ist.

Die Abschrift des Wilhelm Meisters wird nun bald kommen. Ich will sie in ein Kästchen paken und wenn ihr ihn gelesen habt, so schikst du es gleich an meine Mutter weiter. Lebe wohl.

Weimar den 2. Aprill 1783.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B05-F