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An Johann Diederich Gries

Ew. Wohlgeboren

haben durch den neuen band von Calderon mir abermals ein paar glückliche Tage gewährt, deren Nachgenuß ich in jedem ruhigen Augenblick empfinde. Es ist ein Dichter, über den man bey jedesmaligen Erblicken staunt, wie über die Natur, so oft man aufmerksam an sie heranblickt. Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank mit der Versicherung, daß dieses Werk auf meiner Badereise mir nicht von der Seite kommen soll; ich habe über Calderon und über das[63] Verdienst seines Übersetzers noch so manches zu sagen und wünsche nur, daß es mir gelingen möge, mich bündig und überzeugend auszudrücken. Was Sie über die beiden Stücke mittheilen ist mir sehr viel werth und gibt Gelegenheit zu mannichfaltigen Betrachtungen.

Der ich recht wohl zu leben, guten Muth und Stimmung zu fernerer Arbeit wünsche.

ergebenst

Weimar den 11. Juni 1822.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Johann Diederich Gries. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-989C-A