6/1795.

An Charlotte von Stein

Göttingen d. 28ten Sept. 83.

Nur mit wenig Worten kann ich dir geliebte sagen daß wir glücklich hier angekommen sind. Ich habe mir vorgenommen alle Professoren zu besuchen und du kannst dencken was das zu laufen giebt. Um in ein Paar Tagen herumzukommen.

Es ist das schönste Wetter das du hoff ich auch geniessen wirst.

Wenn ich meiner Neigung folgte so ging ich grade von hier zurück. Fritze aber plagt mich so sehr Cassel und besonders den Riesen auf dem Winterkasten zu sehen daß ich ihm die Freude nicht versagen kann. Du wirst dich verwundern wie er zugenommen hat.

Deine Briefe die ich hier gefunden, haben mich recht erquickt da ich von dem Harz kam. Diese Reise thut mir sehr wohl, sie war eben zur rechten Zeit eingeschlagen. Du glaubst nicht wie leicht es mir wird mit den Menschen zu handeln, da ich nicht mit ihnen umzugehn brauche. Ich habe dir recht viel zu erzählen und hoffe herzlich auf deine Gegenwart.

[202] Ich mag mich sogerne in Gedancken bey dir niederlassen, und künftige Winterabede vorausgeniessen. Lebe wohl. Fritz will auch schreiben. Er kommt aber wohl nicht dazu. Grüse alles.

G.

Schreibe mir doch nach Gotha und lass die Briefe beym Prinzen August abgeben. Daß ich noch etwas unterweegs finde.

[203]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-987B-3