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An Carl Friedrich Zelter

Canzonetta nuova

sopra la Madonna, quando si portò in Egitto col

bambino Gesù e san Giuseppe.

Zingarella.
Dio ti salvi, bella Signora,
E ti dia buona ventura!
Benvenuto, vecchiarello,
Con questo bambino bello!
Madonna.
Ben trovata, sorella mia!
La sua grazia Dio ti dia;
Ti perdoni i tuoi peccati
L'infinita sua bontade.
Zingarella.
Siete stanchi e meschini,
Credo, poveri pellegrini,
Che cercate d'alloggiare.
Vuoi, Signora, scavalcare?
[106]
Madonna.
Voi, che siete, sorella mia,
Tutta piena di cortesia,
Dio vi renda la carità
Per l'infinita sua bontá.
Zingarella.
So' una donna zingarella;
Benchè sono poverella,
Ti offerisco la casa mia,
Benchè non è cosa per tia.
Madonna.
Sia per me Dio lodato,
E da tutti ringraziato!
Sorella, le vostre parole
Mi consolano il mio cuore.
Zingarella.
Or scavalca, Signora mia;
Hai una faccia d'una Dia,
Ch'io terrò la creatura,
Che sto core m'innamora.
Madonna.
Noi veniam da Nazaretto;
Siamo senza alcun ricetto,
Arrivati alla strania,
Stanchi e lassi dalla via.
Zingarella.
Aggio qua una stallella
Buona per sta somarella;
[107] Paglia e fieno ce ne getto,
Vi è per tutti lo ricetto.
Se non è come meritate,
Signoruccia, perdonate;
Come posso io meschina
Ricettare una regina?
E tu, vecchiarello, siedi,
Sei venuto sempre a piedi;
Avete fatto, oh bella figlia,
Da trecento e tante miglia.
Oh ch'è bello sto figliarello,
Che par fatto col penello!
Non ci so dare assomiglio;
Bella madre e bello figlio.
Hai presenza di regina;
Lo mio core l'indovina,
Questo figlio è il tuo sposo:
Troppo è bello e grazioso.
Se ti piace, oh mia Signora,
T'indovino la ventura.
Noi, Signora, cosi sino
Facciam sempre l'indovino.

Nun fährt die Zigeunerin fort, der Mutter Gottes bescheidentlich vorzuerzählen, was seit der Verkündigung sich ereignet, und was von nun an sich ereignen werde. Das alles in so anmuthigen Reimen, wie man es nur von einer Legende wünschen kann. Und so singen [108] italiänische Kinder und Frauen auf das behaglichste eine kunstlose Harmonie der vier Evangelisten und befestigen den christlichen Glauben in ihren Gemüthern.

Wer sich des Gesprächs Christi mit der Samariterin, das ich vor vielen Jahren herausgegeben, mit Wohlgefallen erinnert, der wird an diesem Parallel-Gedichte nicht weniger Freude haben.

Wünsche davon einige Unterhaltung, so wie von dem Beygelegten, bis ich mich aus dem augenblicklichen drangvollen Zustand erhole und freundliche Zuschriften mit einigermaßen gehaltvollen Worten erwidern kann.

treu eiligst

Weimar den 6. Januar 1829.

G.


[Beilage.]

Über die Aufführung des Faust

im Théâtre de la porte S. Martin zu Paris,

den 8. November 1828.


»Es ist der Goethische Faust, es ist Gretchen, es ist Mephistopheles, Martha, aber travestirt, materialisirt, auf Erde und Hölle beschränkt, alles Geistige verwischt. Es sind – aber kraus durcheinander geworfen – alle Scenen des Originals, der Gang im Garten, der feurige Wein, aber in einer Bauernschenke, der Kerker, die Hexen-Scene, selbst der Blocksberg. Gretchens Kommen, Mephistopheles' Lache sind treu nach den Retzschischen Zeichnungen. Dieser hat die Lache beybehalten, aber es ist wilde Hohnlache, im übrigen ein katholischer [109] Teufel. Faustens Vertrag wird rechtskräftig bey'm ersten Verbrechen. Gretchen ist keine Kindermörderin, aber sie vergiftet die Mutter durch einen Schlaftrunk, den ihr Faust zum sichern Rendez-vous reicht, und wo der Teufel die Dose verstärkt. Dafür wird sie gefoltert, und von der Folter zurückgebracht, sieht man sie mit Entsetzen auf ihrem Stroh sich krümmen, an den Fesseln zerren, von Schmerz wahnsinnig auf die gezwickten Stellen deuten. Martha hat sich verkleidet, kommt sie zu retten; Faust tritt ein, verkennt sie und sticht sie nieder. So verstreicht die Frist; Grethchen kann und will nicht, und der Henker kommt sie abzuholen. Draußen hat man schon vorher das Blutgerüst und die Menge gesehen, die auf sie warten. Kaum ist sie hinaus, so steigt eine Wolke nieder und wieder empor, und man erblickt oben das Paradies in bengalischem Feuer und Gretchen, die vor der Jungfrau kniet, unter den Göttern, und Faust zwischen den Teufeln und Flammen in bekannter Manier. Dafür mehr als zwanzig Decorationen, viele brillant und überraschend. Die Gazette und Quotidienne haben Ärgerniß genommen; selbst noch in dieser vierten Vorstellung vernahm ich einige fromme Siflets. Im übrigen wird das Stück sich bezahlt machen; für den Haufen fehlt es nicht an Interesse; für mich lag es im Contrast.

Wie Gretchen vor dem Marienbild kniet, steigt der Teufel aus der Erde auf einem ungeheuren Piedestal,[110] aus Ungeheuern und Schlangen erbaut, und donnert ihr von dieser Höhe herab seine Flüche zu.

So theatralisirt man hier zu Lande den bösen Geist, der in's Ohr flüstert! Noch muß ich eines Walzers gedenken zwischen Mephistopheles und Martha, der wirklich genialisch ist. Der Teufel hat sie inne wie der Magnetiseur die Magnetisirte; mit entsetzlicher Gewalt folgt sie seinen Gesten im schnellwechselnden Ausdruck bald der sinnlichsten hingebendsten Wollust, bald des furchtbarsten Schreckens und der schmerzlichsten Pein.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-967D-F