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An Sulpiz Boisserée
Den Zeitungsnachrichten traute nicht Glauben beyzumessen, Dank zum schönsten daß Sie mir sogleich an der Gewißheit Theil geben; und so bin ich denn einer meiner letzten Sorgen los! Zelters herrliche Anstalt ist nun ein schickliches und hinreichendes Gebäude gegründet, Ihre unschätzbare Sammlung hat Raum und Sie eine willkommene Wohnung gefunden; für meine nächsten Freunde bleibt mir also nichts zu wünschen übrig und für mich nur ausdauernde Kräfte, um zu leisten was mir obliegt; alles sey den waltenden Mächten anheim gegeben.
In Ihren neuen Wohnort nehmen Sie Theil an den größtbewegten Zuständen, die sich in Deutschland hervor thun; alles andere hat schon einen gemeßnern Gang, Bayern ist, wie alle Jugend, nicht zu berechnen. Das Sie sich auch hier der nachbarlichen Theilnahme des Herrn v. Cotta im besten Sinne zu erfreuen haben, [80] ist auch mir sehr angenehm und für eine Umsicht allgemeiner Verhältnisse höchst willkommen. Sagen Sie mir das Nähere nach und nach, wie Sie es gut finden. Es ist mir viel werth, daß ich in jene Zustände durch Sie einen freyern reinern Blick gewinne; denn wie sollte man an einem solchen Werden und Wirken nicht einen redlichen Theil nehmen deshalb von dem Besondersten unterrichtet zu seyn wünschen.
Von Herrn v. Cotta habe ich einen ausführlichen freundschaftlichen, obgleich abermals eiligen Brief. Die Ausgabe der Schillerschen Correspondenz nimmt er im Allgemeinen an, mit dem Vorbehalt, das Besondere mit Ihnen zu besprechen, deshalb ich das Nähere vielleicht durch Sie erhalte; das Manuscript liegt zur Absendung parat. Da er geneigt scheint den Druck gleich anzufangen, so darf ich wohl sagen, es wird für die Ausgabe sowohl meiner als der Schillerschen Werke von großer Bedeutung seyn.
Heute nicht mehr als wiederholten Gruß und Wunsch. Heitere Theilnahme dem Beygelegten wünschend.
unwandelbar
Goethe.