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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Wenn ich Ew. Wohlgeb. wegen Herrn Grohmanns in einige Verlegenheit setze, so halte ich dagegen für[244] Pflicht auf einem andern Wege Ihren Wünschen zu begegnen. Ich habe daher in diesen Tagen folgende Recensionen bearbeitet:

Allemannische Gedichte;
Grübels Gedichte;
Regulus und Collin;
Der Geburtstag, eine Jägeridylle;
Athenor.

Da die Recensionen nicht sonderlich lang sind, so werden Sie kaum zwey Nummern füllen. Ich hoffe Sie nächsten Sonnabend überschicken zu können.

An Herrn Müller nach Berlin will ich schreiben. Es ist natürlich, daß die Mißwollenden beym neuen Jahresantritt ihre alten Künste in Bewegung setzen. Leider giebt Ihnen die Steinische Geschichte einige Prise über die Anstalt; jedoch wird auch diese Epoche zu überstehen seyn.

In Bezug auf mein letztes bitte ich nochmals inständig Herrn Grohmann pure abzuweisen. Aus dergleichen Freymüthigkeiten kann weder Nutzen noch Ehre entspringen; dergleichen Menschen sind nur als Freunde gefährlich.

Was das philosophische Fach betrifft, so lassen Sie uns auf dem Wege verharren, den wir eingeschlagen haben und der sich schon als der beste bewährt hat. Überhaupt müssen wir von rechts wegen besser wissen, was dem Publicum frommt, als es selber. Die Bürger einer Stadt können verlangen, [245] daß die Brunnen laufen und das Wasser genug da sey, aber woher es zu nehmen, das ist des Röhrmeisters Sache. Das Publicum in seiner Dunkelheit verlangt immer Wasser über Wasser und perhorrescirt oft die ergiebigsten Quellen; man muß das gut seyn lassen, still seyn und nach Überzeugung handeln. Die Recensionen von Freund Dr. werden ja denen Anti-Identikern zu großem Troste gereichen, da sie den Gegensatz mit Ehren auftreten sehen. Meo voto würden Recensionen von diesem wackern Manne immer sehr wünschenswerth seyn, besonders wenn sie, wie diese, kein groß Volumen haben – eine Tugend, die ich allen Recensionen des neuen Jahrgangs, sofern es möglich ist, lebhaft wünsche.

Einige Regierungsblätter liegen bey. Sonnabend das Weitere. Mich bestens empfehlend.

Weimar den 23. Januar 1805.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-94BE-D