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An Johannes Müller

Ew. Wohlgeboren

habe den verbindlichsten Dank zu sagen für die Übersendung der so wohlgerathenen Kupferstiche, wodurch [168] ich frühere Bestrebungen und Bemühungen, auf die ich viel Zeit und Kosten verwendet, nun mehr zu Ehren gebracht sehe. Gestehen aber muß ich hiebey daß zugleich ein unangenehmes Gefühl eintritt, wenn ich zu solchem Augenblicke mich nicht im Stande sehe selbst einzuwirken und ein Resumé der Angelegenheit anschließen zu können; doch wird sich auf diese Weise die Sie mir anzeigen auch das Geschäft ganz schicklich abschließen lassen. Ihre Einleitung, die ich wieder zurücksende, wird, mit einer geringen Änderung am Ende, der Sache genug thun: wenn Sie sodann, was ich Morphologie I, pag. 226 bis 234 gemeldet, benutzen und die neueren durch jenen Aufsatz angeregten wissenschaftlichen Fortschritte mittheilen wollen.

Die ältere Bezeichnung der Tafeln wäre zu ändern, um das sonst Behufige beliebig vorzunehmen.

Einige besondere Abdrücke der Tafeln sowohl als Textes würde mir wie vormals erbitten.

Auch wollte ich zu einer Anmahnung an den Buchbinder gerathen haben. Da die Tafeln leider gebrochen werden müssen, und des leichteren Einlegens wegen unten am inneren Rande das Papier abzuschneiden ist, so hat der Buchbinder bey den ersten so wild und unregelmäßig verfahren, daß der gute Eindruck der wohl gestochenen und gut abgedruckten Platten auf eine unangenehme Weise gestört wurde. Leider begegnet dieß wohl am Ende, daß sorgfältige Arbeiten durch technische Ungeschicklichkeit und Übereilung beschädigt werden.

[169] Lassen Sie mich hinzufügen, wenn auch nur zum Überflusse, daß es vor vierzig Jahren einen Kampf galt, der zwar gewonnen, aber doch noch nicht geendigt ist. Ein Typus sollte anerkannt werden, ein Gesetz, von dem in der Erscheinung nur Ausnahmen aufzuweisen sind: eben dieß geheime und unbezwingliche Vorbild, in welchem sich alles Leben bewegen muß, während es die abgeschlossene Grenze immerfort zu durchbrechen strebt. Ohne dieß zu bedenken, würde man kaum begreifen, wie ein solcher Aufwand von Zeit und Kräften auf diese Einzelnheiten konnte gelenkt werden. Betrachten wir gegenwärtig, was in diesem Fache zeither geschehen und was unsere trefflichen Landsleute, die Herren d'Alton und Carus geleistet, so gebe man wenigstens freundlich zu, daß damals schon ein Bestreben des Nachsinnens und Bear beitens im Engen und Stillen obwaltete, welches wir jetzt in der größten Breite und Ausführlichkeit zu belehrender Freude glücklich gelungen sehen.

Herrn Präsidenten empfehlen Sie mich zum besten und schönstem mit der Versicherung, daß ich mich zum besten und schönsten mit der Versicherung, daß ich mich seiner ununterbrochenen ausgebreiteten Thätigkeit ein ausgezeichnetes Geschenk wird.

Indem ich nun zum Schluß mit Vergnügen anerkenne, den Abschluß dieser lange schwebenden Sache in Ihren Händen zu sehen, füge die aufrichtigsten [170] Wünsche hinzu und habe die Ehre mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeboren

ergebenster Diener

J. W. v. Goethe.

Weimar den 24. November 1829.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Johannes Müller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-94A7-0