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An Charlotte von Stein
Meinungen d. 10ten May. 82.
Ein schöner und glücklicher Tag! Ich ritt um 7 von Gotha nach dem Gebürg. in Friedrichrode fing mich der Bergrath Baum auf, ich mußte zu Tisch bleiben, und kroch mit ihm vorher in den Eingeweiden der Erde herum, und that mir was rechts zu gute. Er ist eine glückliche Art Menschen, hat mit der Krumhälser Arbeit angefangen, (wenn du das Wort nicht kennst lass dir's vom Herzog erklären der weis es sehr gut) und ist nun das fac totum in einem zwar kleinen aber doch sehr manigfaltigen Kreise, [324] wo einer vielerley wissen, vielerley thun und ein Geschick haben muß sich in allerley Menschen und Umstände zu richten. Er versicherte es ginge nichts über das Vergnügen ein Bergmann zu seyn, und wenn er auch die Gaben hätte und er könnte Minister seyn, würde er es ausschlagen, meynte er, und ich glaub es gerne. (besonders wenn er recht wüsste was das hiese Minister seyn).
Auch muß ich dir mein Glück wieder preisen, ich hatte den ganzen Tag das schönste Wetter und wie ich vom Pferde steige fängts an zu regnen. Du hast mich wohl heute besonders lieb.
Um ein weniges grüner find ich hier die Bäume als bey uns.
Gute Nacht beste ich sage dir nicht wie du in ieden Meiner Gedancken verwebt bist, du weisst es.
d. 11ten. Die Post geht ab und ich habe nicht Zeit etwas hinzuzufügen. Sonnabend vor Pfingsten geh ich durch Kochberg es liegt mir wenig ausser dem Weeg. O wenn ich dich da fände. Vielleicht komm ich auch einen Tag früher vielleicht einen später durch. Liebste wenns möglich ist so sey da. Tausendmal Adieu.
G. [325]