28/7715.
An Johann Friedrich Cotta
Ew. Wohlgeboren
in diesen Wochen zu sehen hatte bis jetzt gehofft und, da ich gegenwärtig in Jena bin, schon Vorsicht gebraucht Sie nicht zu verfehlen; Ihr letztes Schreiben jedoch benimmt mir leider diese Aussicht, und ich beeile mich daher die drey Bände aus meinem Leben zu übersenden.
[58] Rameaus Neffe wird auch bald folgen, die summarische Andeutung der Chronologie meiner schriftstellerischen Arbeiten, auf den Gang meiner ästhetischen und wissenschaftlichen Bildung bezüglich, wird zunächst in hiesiger Stille meine Arbeit seyn. Was ich auf die Bemerkung des Herrn Factors erwiedere, hat wohl die reitende Post schon gebracht. Das zweyteRhein– und Maynheft ist fertig, das dritte angefangen. Bildung und Umbildung organischer Naturen belebt sich auch wieder. Darf mein Aufenthalt in Jena von einiger Dauer seyn; so sollen die ersten Bogen des zweyten Theils meiner Reise durch Italien gleichfalls an die Reihe. Allen diesen und andern Schriften fehlt nur die letzte Revision, welche wirksam zu betreiben der Setzter ganz allein die wahre Kraft besitzt.
Wegen des Divans thue nächstens Vorschläge; wir wollen die Sache ganz einfach nehmen, denn Zeichner, Kupferstecher und Holzschneider sind mit Vorausbestellungen so überhäuft, daß mit ihnen durchaus nichts anzufangen ist.
Empfehlen Sie mich den lieben Ihrigen. Wie geht's Ihrem Herrn Sohn in Göttingen, oder wo er sich sonst befindet?
Wohin ich mich diesen Sommer wende weiß noch nicht zu sagen. Meine Wünsche gehen freylich den Rhein aufwärts, die Ärzte wollen mich nach Böhmen. Wohin ich keine sonderliche Lust habe; am [59] Ende wird es leider, wie so manches Jahr, von Zufälligkeiten abhängen.
Erhalten Sie mir ein geneigtes Andenken.
ergebenst
Goethe.
[Beilage.]
Mit Herrn Factor Reichels Bemerkung bin ich vollkommen einverstanden. Wir geben der Ankündigung gemäß an die Besitzer der älteren Ausgabe die zwei ersten Bände Gedichte der neueren.
In den vierzehnten Band kämen sodann:
Aus dem fünften
10) Die guten Weiber.
[60] Wenn auch bey den Nummern 1, 2, 5, 7 einiges mit abgedruckt wird, welches in den älteren Bänden schon steht, so hat es nichts zu sagen, denn das Neuere unter diesen Rubriken läßt sich von dem Alten nicht sondern.
Den Zusatz zu Stella lassen wir weg, der kann dereinst mit auftreten, wenn allenfalls die Umarbeitung des Götz von Berlichingen und anderen eigenen und fremden dramatischen Arbeiten abgedruckt werden sollten. Mehr wüßte über diese Gegenstände nichts zu sagen.
Jena den 17. April 1817.
Goethe.