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An August von Goethe

Ohne gerade, mein lieber Sohn, etwas entschieden Nothwendiges zu wissen, was man zusammen zu besprechen hätte, so möcht ich dich doch gerne in diesen Tagen gesehn haben. Bey der Annäherung Serenissimi ist denn doch manches zu bedenken und einige, wenn auch nur im Kleinen entscheidende Resolutionen sind zu bevorworten und zu erwarten.

[199] Meine Druckgeschäfte gehen gut; das Heft Kunst und Alterthum ist vollbracht; zur Morphologie liegt Manuscript parat und wird das Heft vor Ende September abgeschlossen seyn. Für beide folgende ist noch Manuscript übrig geblieben, und der neue Druck kann sich unmittelbar anschließen.

Heute fangen sie an das Gewächshaus zu errichten, ingleichen einen großen Pultenschrank auf der Bibliothek, den ich für die Manuscripte bestellt habe. Der ehemalige Büttnerische Saal wird auch abgetüncht, sogar das Amsterdamer Rathhaus ist in Ordnung, und ich sehe voraus, daß ich in jedem Sinne vor Winters hier abschließen kann.

Aus England meldet man Folgendes, welches die Mama wohl dolmetschen wird:

Perhaps it may be gratifying to Mr. de Goethe to know, that in Consequence of the extensive Sale of the Outlines in this Country, great Curiosity has been excited respecting the tragedy, and of course has had a great Sale lately.

Colleridge übersetzt das Stück. Sie werden es nach ihrer Weise wahrscheinlich umgemodelt bald auf's Theater bringen. Der jetzige Hexenprozeß läßt sich wohl auch nur auf dem Blocksberge abthun.

Grüße Ottilien zum schönsten; möge sie Geduld und Ausdauer behalten. Die Frauenzimmer sollen ja zusammen urtheilen und votiren und mir etwas nach Belieben über Olfried und Lisena sagen.

[200] Dießmal wüßt ich nicht mehr zu sagen, obgleich noch vieles mitzutheilen wäre. Lebet möglichst wohl.

treulichst

Jena den 4. September 1820.

G.


NB. Die Outlines sind die Kopien der faustischen Umrisse nach Retsch.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9281-5