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An Johann Heinrich Meyer

Sie erhalten hiebey, mein theuerster Freund, viererley Waare:
1) Freye Zeichen-Anstalt.
2) Jubiläums-Medaille.
3) Blüchers Monument für Breslau, ingleichen Inschrift für Rostock.
4) Schadows Brief wegen gedachter Monumente und nazarenischen Unfugs.
Was zurücksteht morgen mit den Boten.
Jena d. 4. July 1817.
G.

[Beilagen.]
Freye Zeichen-Anstalt betreffend.

Jena den 4. July 1817.

Was die Ausstellung der Zeichenanstalt im September betrifft, wäre ich der Meinung daß man unter den gegebenen Umständen unsern größern Saal im Jägerhaus dazu widmete, Tische und Bänke müßten freilich in die Nebenzimmer und oben hinauf, wozu sich noch Rath finden wird. So wie die Vorschriften[166] der dritten Classe von den Wänden weg zu schaffen wären. Hiebey wollte ich zugleich den Vorschlag thun, daß man künftighin die Probeblätter der ersten und zweiten Classe, und derjenigen die aus der dritten hinüber locirt würden, in Rahmen faßte, welches also schon eine Art von Vorzug und Prämie wäre. Die der dritten Classe legte man in Portefeuille auf schickliche Tische. Was dagegen etwa von vorzüglich eingesendeten fremden oder sonst merkwürdigen Arbeiten würdig befunden wäre, fände wie sonst den ersten Platz.

Wegen Translocation und Prämienertheilung wünschte daß baldmöglichst vorläufige Überlegung gepflogen würde, denn man sieht ja wohl schon jetzt, wo es mit den jungen Leuten hinaus will.

G.
Jena den 4. July 1817.

Dieses zufällig halbirte Blatt benutze doch noch um über die neuste Anfrage unsere Anstalt betreffend zu sprechen. Wegen Aufnahme neuer Schüler außer der Zeit geb' ich Ihnen gern alle Macht und Gewalt; retardiren Sie so lange Sie können und geht es nicht mehr so thun Sie als hätten Sie angefragt und es wäre zugestanden worden. Es will nun ein für allemal kein Mensch begreifen daß ein vernünftiges Gesetz einem jeden nützt, jeder will nur Ausnahme für sich und die lieben Seinigen. Hinterdrein, wenn eine [167] Sache zu Grund geht, sperren Sie die Mäuler auf und niemand fällt's ein daß er's war der mit Consorten eine löbliche Anstalt ruinirte. Handeln Sie also nach Überzeugung nachsichtig wenn es nicht anders gehen will.

G.

Jubiläums-Medaille

Nach vorstehender Skizze würde sich das Kupfer wohl auffinden lassen von welchem mir die Erinnerung [168] geblieben ist. Mir gefiel der Gedanke gar wohl, es ist eins von denen biblisch-physischen Symbolen, dergleichen in früher kirchlich-frommer Zeit mitunter glückten. Die Bundeslade deutet auf's alte Testament und könnte noch bedeutender verziert werden. Die Sonne des Evangeliums beleuchtet sie, bildet aber in dem Hof (Halo) um sich her ein paar Nebensonnen. Man kann, dächt ich, abweichende Religionsparteien nicht ironisch artiger darstellen. Zu verändern ist nichts am Bilde, so mag man auch nicht gern etwas Vorhandenes wieder brauchen, allein ich send es doch, vielleicht regt es etwas Ähnliches auf.

Jena d. 4. July 1817.

G.

Blüchersches Monument für Breslau.

Als Abwechslung jenes für Rostock beliebten Stehbildes erscheint hier ein Schreitebild, das man nicht mißbilligen kann. Das Profil zeigt rasche und edle Bewegung, von vornen wird sich's gut ausnehmen wenn der Säbel, so wie er auf der Zeichnung erscheint, zwischen der Wade und dem Knöchel durchgeht wobey die Perspective vom Standpunkte des Zuschauers etwas zu Rathe zu ziehen ist; nur ist zu befürchten daß die Seitenbewegung etwas verliert.

Die Männchen an den Ecken des Piedestals können ganz artig werden. Der Wirklichkeitsforderung wäre ohnehin nicht zu widerstehen und wenn sie sich selbst [169] schlecht ausnähmen, die überragende Lanze wird man wohl auch schwerlich los.

Das Basrelief kann nicht gebilligt werden. Eine hübsche Nymphe deren Welle eine Trophäe bespült ist ein artiger Gedanke, dieß müßte aber auch alles, auf dem Raume seyn. Die schreitende Victoria ist abgedroschen und das Schild verengt unnöthig den Platz.

Soviel nur flüchtig! die Sache hat keine so große Eile daß wir uns nicht einmal noch darüber unterhalten sollten. Notiren Sie Sich nur alles, daß wir das Nothwendigste absolviren.

Jena d. 4. July 1817.

G.


Was sagen Sie zu den inliegenden Aufschriften. Ich wünschte immer daß es ein anderer machte.

Schadows Brief spricht für sich selbst, theils wegen der Monumente, theils wegen des nazarenischen Unfugs, wovon Frau von Voigt aus einem Briefe von Rauch viel zu erzählen wußte. Unsere Bombe hätte nicht zu gelegener Zeit und nicht sicherer treffen können. Die Nazarener sind, merk ich, schon in Bewegung wie Ameisen denen man im Haufen stört, das rührt und rafft sich um das alte löbliche Gebäude wieder herzustellen. Wir wollen ihnen keine Zeit lassen. Ich habe einige verwünschte Einfälle, von denen ich mir viel Wirkung verspreche.

Jena d. 4. July 1817.

G. [170]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Heinrich Meyer. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9224-6