6/1585.

An Charlotte von Stein

Kaum hab ich meine Briefe und Packete erbrochen und durchsucht; so wendet sich meine Seele schon wieder zu dir, und ietzt empfinde ich erst das Glück bey dir und dein zu seyn, da ich so weit von dir entfernt bin und noch eine Ferne von mehreren Tagen uns scheidet. Ich wollte dir nicht schreiben und finde bey meiner Zurückkunft einige schöne Früchte, die ich selbst zu essen, für einen Raub halte. Hier sind sie, mögen sie dir statt meiner recht viel süses vorsagen. Lebe wohl und sey und bleibe mein Glück.

d. 2. Okbr. 82.

Ich bin an deiner Seite zu diesem Monat hinausgekommen, ich weis nicht wie, möge mir es auch mit dem Leben so gehen.

Von meiner Mutter hab ich einen Brief gefunden der fürtrefflich ist. So lang ich euch beyde habe kann mir's an nichts fehlen. Lebe tausendmal wohl, du meine einzige.

d. 3. Oktbr.

Beym Erwachen glaubte ich in meinem Kochberger Bette zu liegen und habe wieder die ganze Nacht von dir geträumt.

Es ist ein leidlicher Tag. Meine Alte mag wandern. Behalte sie heute Nacht dorten, fertige sie aber diesen Abend ab, damit sie Morgen in aller Frühe [63] aufbrechen kann. So betrüge ich die Abwesenheit. Und werde in Hoffnung tüchtig etwas zu thun.

Lebe wohl du bleibende sey gesund und fröhlich.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91A0-7