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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 6. September 1820.]

Ew. Königliche Hoheit

von Jena aus angelegentlichst zu begrüßen wird mir das Glück, da die gnädigst gegönnte zweyte Badereise unterblieben; mein Befinden ist von der Art, daß ich [201] wohl hoffen kann, die Unbilden eines bevorstehenden Winters zu überwinden. Möge Herbstcur und Reisebewegung Höchstdieselben in jedem Sinne gestärkt und erquickt haben.

Von unserm bisherigen Haushalte hoffe bald hier am Ort Rechenschaft zu geben und sende.

1. vorläufig die wenigen, aber bedeutenden meteorologischen Verhandlungen. Fähigkeiten und Fertigkeiten, Vorschläge, Aussichten und Wünsche thun sich genugsam hervor; das Ganze zusammenzubringen, festzuhalten und durch baare Mittel für immer zu beleben scheint freylich eine bedenkliche Aufgabe, die ich mir nicht völlig zu lösen getraue.

2. Das Glashaus ist gerichtet und das Bestreben, solches zur rechten Zeit brauchbar herzustellen, immerfort lebendig. Leider hat eine tödtliche Krankheit des Zimmermeister Nürnberger, ohngeachtet dem guten Bemühen tüchtiger Gesellen, die Arbeit verspätet; man zweifelte an seinem Aufkommen und noch ist er, wo nicht an's Bett, in's Zimmer gebunden.

3. In der Bibliothek geht alles rasch und munter vor sich; höchste Besuche haben den Eifer doppelt und dreyfach erregt: denn freylich zeigt sich bey jedem Schritte, wie wünschenswerth eine fortdaurende höchste Theilnahme sey.

4. Auch mit Herstellung des großen Amsterdamer Stadthausbildes sind wir möglichst in Ordnung; die Arbeit war größer, als man sich dachte, und leider [202] fielen im Herstellen selbst neue Beschädigungen vor, Indessen steht es gerüstet in einem reinlichen Saal und kann als Anlaß zu einer neuen Kunst- und Raritäten-Cammer angesehen werden.

5. Herrn Geh. Staatsrath Schweitzer hatte das Vergnügen heut über mehrere Gegenstände zu sprechen und mich über ein so würdiges Verhältniß zu erfreuen; es giebt mir die Aussicht, zu Ew. Hoheit Zwecken und Wünschen, mit alter Treue und neuer Thätigkeit, fortzuwirken.

6. Was mit Hüttner indessen verhandelt worden, was er gesendet und verspricht, lege nächstens vor, sende jedoch vor allem die Acten der Linnéischen Societät. Die Anschaffung derselben scheint ihm einige Mühe gemacht zu haben. Die letzte Sendung ist unter wegs.

Noch manches andere möchte zu Höchst Deroselben Zufriedenheit hier am Ort zu bemerken seyn, deshalb wir bald das Glück wünschen, persönlich von unserm zwar wenigen, aber wohlgemeinten Thun Auskunft und Rechenschaft zu geben.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-909F-2