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An Christiane Vulpius

Gestern habe ich deinen Brief erhalten der mir viel Vergnügen macht. Fahre ja so fort mir täglich zu schreiben was dir begegnet, wir lesen alsdann zusammen das Tagebuch und manches fällt dir dabey wieder ein. Ich will versuchen diesen Brief auf der Post zu schicken und bin neugierig wann er in deine Hände kommt.

Mit den Äugelchen geht es, mercke ich, ein wenig starck, nimm dich nur in Acht daß keine Augen daraus werden. Nach deiner Beschreibung muß es jetzt sehr artig in Lauchstedt seyn und da du leicht in die Nachbarschaft fahren kannst; so giebt es doch auch Abwechslung genug. Genieße das alles mit frohem Herzen. Mit der Geldzahlung habe ich gar keine Plage, es geschieht nur in meiner Gegenwart, Berechnung und alles machen übrigens Stichling und Kirchner.

Seit einigen Tagen bin ich in Jena, wo auch die Sachen ganz gut gehen. Geh. Rath Hufeland von Berlin ist hier, da sind Abends große Thees und dergleichen.

Meine Arbeiten rücken vor und ich dencke Sonnabend wieder hinüber zu gehen, und mit dem nächsten Boten hörst du mehr von mir.

Wie sehr von Herzen ich dich liebe fühle ich erst[253] recht, da ich mich an deiner Freude und Zufriedenheit erfreuen kann.

Durch Ludekus und Dem. Probst hast du wieder einigen Wein erhalten. Bey nächster Gelegenheit will ich sehen dir noch etwas hinzuschaffen.

Grüße Herrn Hofr. Schiller! Ich wünsche daß er sich wie du in Lauchstädt gefalle und lange dort bleibe.

Auch die Silie grüße schönstens. Lebewohl und liebe mich und gedencke mein, wie ich mit Sehnsucht an dich dencke. August ist mit hier und beträgt sich sehr artig.

Jena Donnerstag d. 7. Juli 1803.


Bemercke ja, wenn du diesen Brief erhältst. Möge er dich zur guten Stunde treffen. G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F3F-1