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An Charlotte von Schiller

Ihr Brief meine Liebe, traf mich zur guten sonnigen Stunde, deren wir uns nicht oft zu rühmen haben und machte mir sie noch erfreulicher, hätte nur nicht zugleich die Nachricht von Schillers Übel wieder eine Wolcke davor gezogen. Da wir geistiger Weise so froh zusammen vorschreiten, warum können wir es nicht auch dem Körper nach? Selbst diesmal wenn wir zusammen hier gewesen wären, hätte es uns gewiß doppelte Zufriedenheit gegeben. Es sind manche gute und liebenswürdige Menschen hier, und da ich doch gewöhnlich sehr einsam lebe, so thut es wohl auch einmal in eine größere, besonders so sehr zusammengesetzte [281] Masse zu schauen. Von allen Gegenden Deutschlands sind Menschen da, die in ihrer Denckart sehr kontrastiren. Anfangs habe ich viel Bekanntschaft gemacht, zu Ende wird man lässiger. Gearbeitet hab ich dagegen nichts, die Zerstreuung hat ihre völligen Rechte behauptet. Heute über acht Tage bin ich wahrscheinlich schon auf dem Wege, und Ihnen um so viel näher. Möchte ich Sie doch Beyde recht wohl und munter finden!

Carlsbad d. 25. Jul. 95.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1795. An Charlotte von Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F38-F