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An Friedrich August von Stägemann

Ew. Hochwohlgeboren

höchst schätzbare Sendung würde schon früher mit verpflichtetem Danke erwidert haben, wenn ich nicht diejenigen Gedichte, welche ihrer Zeit als wirksam und bedeutend schon einzeln gekannt, hier im ganzen Zusammenhange und vereinter Kraft kennen zu lernen gewünscht hätte. Nun aber darf ich wohl sagen, daß ich diesen Band als ein Zeugniß ansehe: wie bey einer der bedeutendsten Epochen der Weltgeschichte, bey[189] dem wichtigsten und unter den größten Gefahren bestandenen Unternehmen ein ächter Mann und Vaterlandsfreund empfunden, gedacht und in höherem Sinne sich ausgedruckt.

Daß diese mitten unter kriegerischen Tumulten, von denen ich selbst soviel gelitten, mit freyem Geist entstandenen Gedichte mich nun bey einem hohen Alter, nach soviel Jahren, in einem friedlichen Lande, zu ruhiger Zeit freundlich begrüßen, erregt mir die angenehmste Empfindung, für welche höchlich dankbar ich nur wünschen kann, daß Denenselben der beste Lohn in dem Bewußtseyn, als Mitglied einer so großen, weit verbreiteten Staatsverfassung fortzuwirken, dauerhaft gegönnt seyn möge.

Genehmigen Sie bey dieser Gelegenheit den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung.

Ew. Hochwohlgebornen

gehorsamster Diener

Weimar den 4. März 1829.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Friedrich August von Stägemann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8EB0-5