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An Charlotte von Stein

[Manebach und Ilmenau, 29. und 31. August 1777.]

d. 29 Abends August 77.

Manebach beym Cantor. Zwischen Gebürg und Fichtenwald hab ich heut Abend gesessen und zeichnen wollen, aber es ging nicht. Meinen Weeg von Ihnen [169] herüber hab ich gestern glücklich gefunden. Wie wohl ist mirs dass ich erst bey Ihnen war. Wie lieb ich Sie habe fühlt ich erst wieder in den Augenblicken da Sie vergnügt und munter waren, die Zeit her hab ich Sie nur leider seyn und das drückt mich so dass ich auch meine Liebe nicht fühle. Bester Engel Sie haben mir Reisezehrung mitgegeben! Gott weis wie ich in Eisenach werde geschunden seyn, ich gehe dunckel meinem Schicksaal entgegen und mags durch Einbildung nicht vorschmecken noch verschlimmern.

Sonntag d. 31. Ilmenau. Ich schicke Ihnen was ich d. 30. früh in des Cantors Gärtgen gezeichnet habe. Wunder dacht ich was ich alles fertigen wollte, und nun ist das alles. Durch diesen Boten können Sie mir was schreiben auch von Petern was, und recht viel bitt ich Sie. Ich bin hier immer allein die andern laufen auf den Gebürgen herum. Mittwoch d. 3ten kommt Prinz Joseph hierher wir bleiben also einige Tage länger. Heut Abend gehn wir nach Stüzzerbach vielleicht schick ich noch was gezeichnetes von da. Meinen Boten erwart ich balde zurück, grüsen Sie alles, und die Waldnern gelegentlich auch.

Auf Morgen hab ich eine grose Freude dass mir der Bote etwas von Ihnen nach Stüzzerbach bringen wird.

G.

Ich habe immer noch von Ihrem Biskuitkuchen und hoffe dass Sie keinen Kaffee mehr trincken.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1777. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DBF-F