6/1813.
An Friedrich Heinrich Jacobi
Schon lange hätte ich dir auf deinen lieben Brief antworten sollen, umsomehr als ich mich nicht erinnre das Exemplar der Iphigenie wiedererhalten zu [210] haben. Ich weis noch wohl daß mir ein Brief sie ankündigte, allein daß sie angekommen sey davon weis ich nichts, auch findet sich das Exemplar nicht unter meinen Sachen. Laß dir aber darüber keine Sorge werden, es ist kein groses Übel. Du hast doch eine Abschrifft davon, und vielleicht findet sichs noch. Könntest du etwa auf der Post wo doch solche Packete eingeschrieben werden nachfragen und forschen lassen.
Wir hätten dir gerne eine gute Büste von Herdern geschafft, Klauer hat sich unsägliche Mühe gegeben, es wollte aber nicht ganz werden.
Von meinem Leben ist es wieder ein schönes Glück daß die leidigen Wolcken die Herdern solange von mir getrennt haben, endlich, und wie ich überzeugt bin auf immer sich verziehen mußten. Es würde dir ietzo gewiß recht wohl bey uns werden.
Ich stecke mitten unter meinen Geschäfften noch immer so voll Leidenschafften, Liebhabereyen, Erfindungen, Einfälle, Grillen und Plane daß mir würcklich manchmal das Leben sauer wird. Indessen nimmt unsre Constitution eine bessere Consistenz, und ich habe immer noch mein altes Wesen das mich durch alles durchbringt.
Lebe wohl, behalte mich lieb, sage mir manchmal ein gut Wort, und grüse die deinigen.
Weimar d. 12. Nov. 83.
G. [211]