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An Pierre Jean David

[Concept.]

So eben sind es zwey Jahre, seit Sie uns durch Ihre Gegenwart überraschten, ich dürfte fast sagen, in Verlegenheit setzen. Der ausgezeichnete Künstler einer benachbarten Nation, dessen Verpflichtung sich eigentlich nur auf seine Landsleute zu beziehen schien, wenn er sich entschloß, die Gestalt von Individuen durch seine Kunst zu erhalten, war uns eine ganz eigene Erscheinung.

Allein nicht lange genossen wir Ihres werthen Umganges, als wir einen Mann gewahr wurden, dem das allgemein Menschliche lebhaft im Sinne lag und welcher daher überallhin seine Aufmerksamkeit richtete, wo er ein Bestreben bemerkte, darauf zu wirken, daß Mensch- an Menschen sich knüpfen, um durch wechselseitige Anerkennung das eigentliche Gleichgewicht im Ganzen herzustellen, welches im Einzelnen, wegen des [43] immer fortdauernden Conflictes der besonderen Interessen, schwer zu erreichen und zu erhalten ist.

Im gleichen Sinne haben wir die übersendete Marmorbüste mit lebhaft dankbarer Empfindung aufgenommen, als ein Zeugniß des Wohlwollenes eines unmittelbaren Geistesverwandten, als einen Beweis der Auflösung strenger Nationalgränzen, und wir glauben dadurch uns der erhabenen Intentation des Gebers angenähert zu haben.

Von dem allgemein freudigen Empfang, von Aufstellung und festlicher Widmung zu sprechen, überlaß ich den Freunden, welche bezeugen werden, daß die beabsichtigte Wirkung in hohem Grade erreicht worden, welche gewiß auch auf künftige Zeiten kräftigst sich erstrecken und Ihr Andenken nebst dem Musterbild eines hohen Kunsttalentes lebhaft erhalten wird.

Möge Ihnen dieses, wie ein Deutscher in seiner Sprache sich ausdrücken wiederzugeben seyn.

20. Aug. 1831.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Pierre Jean David. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89D5-1