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An Bettina Brentano

Nun bin ich, liebe Bettine, wieder in Weimar ansässig und hätte dir schon lange für deine lieben Blätter dancken sollen, die mir alle nach und nach zugekommen sind besonders für dein Andencken vom 27ten Aug. Anstatt nun also dir zu sagen wie es mir geht, wovon nicht viel zu sagen ist; so bringe ich eine freundliche Bitte an dich. Da du doch nicht aufhören wirst mir gern zu schreiben und ich nicht aufhören werde dich gern zu lesen; so könntest du mir noch nebenher einen grosen Gefallen thun. Ich will dir nämlich bekennen daß ich im Begriff bin meine Bekenntnisse zu schreiben, daraus mag nun ein Roman oder eine Geschichte werden, das läßt sich nicht voraussehen; aber in jedem Fall bedarf ich deiner Beyhülfe. Meine gute Mutter ist abgeschieden uns so manche andre die mir das Vergangne wieder hervorrufen könnten, das ich meistens vergessen habe. Nun hast du eine schöne Zeit mit der theuren Mutter gelebt,[408] hast ihre Mährchen und Aneckdoten wiederhohlt vernommen und trägst und hegst alles im frischen belebenden Gedächtniß. Setze dich also nur gleich hin und schreibe nieder was sich auf mich und die Meinigen bezieht und du wirst mich dadurch sehr erfreuen und verbinden. Schicke von Zeit zu Zeit etwas und sprich mir dabey von dir und deiner Umgebung. Liebe mich bis zum Wiedersehen.

W. d. 25. Octb. 1810.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Bettina Brentano. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-888F-7