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An Wilhelm Friedrich Hufnagel

Wohlgeborner Hochgeehrtester Herr Professor.

Bey Ew. Wohlgeb. Aufenthalte in Weimar habe ich das Vergnügen entbehren müssen Ihre Bekanntschaft zu machen, welches mir doppelt unangenehm [61] war da ich mich zugleich einer angenehmen und nützlichen Unterhaltung und der Gelegenheit beraubt sah Ew. Wohlgeb. einen jungen Mann zu empfehlender sich gegenwärtig in Erlangen aufhält. Er heißt Vulpius und ich nehme mir die Freyheit einen Brief an denselben, mit einigem Gelde beschwert, hier bey zu schließen.

Ew. Wohlgeb. werden ihn, wenn Sie ihn einer Unterhaltung und Prüfung würdigen leicht selbst beurtheilen. Es hat Fähigkeiten, ist fleißig gewesen, und nur ein Zusammenfluß von Umständen hat verursacht daß er weder in seinem Vaterland noch auswärts bisher hat sein Glück finden können.

Ew. Wohlgeb. mir bekannte menschenfreundliche Gesinnungen flößen mir das Vertrauen ein Ihnen diesen jungen Menschen zu empfehlen. Er ist bescheiden genug um nicht überlästig zu seyn, könnten Sie aber bey Ihren mannigfaltigen Connexionen irgend etwas für ihn würcken, das ihm auf eine Zeitlang oder gar auf sein ganzes künftiges Leben Vortheil brächte; so würden Sie gewiß keinen Undanckbaren verbinden und mich zu angenehmen Gegendiensten dadurch auffordern. Gönnen Sie ihm indessen einigen Zutritt, stehen Sie ihm indessen mit gutem Rath bey und lassen mich von seiner Aufführung einige Nachricht hören. Der ich mit besonderer

Hochachtung unterzeichne

Weimar

Ew. Wohlgeb. ergebenster

d. 26. Nov. 88.

J. W. v. Goethe. [62]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Wilhelm Friedrich Hufnagel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-886D-4