38/200.
An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten
Ew. Wohlgeboren
kann nicht anders als versichern daß Ihre Entfernung von Jena mir sehr leid thut, sowohl um der Akademie als um mein selbst willen; denn wenn ich auch seit einiger Zeit Gedanken und Bemühungen dem Orient zuzuwenden unterlassen mußte, so werd ich doch durch Herrn Professor Bopps Bearbeitung mehrerer Stellen aus dem Maha-Bharata wieder dorthin gerufen, wobey ich mir denn manche belehrende Unterhaltung mit Ew. Wohlgeboren zu versprechen hatte.
Möge indeß, was wir bey dieser Veränderung verlieren, dem Allgemeinen zum Nutzen, besonders auch Ihnen selbst in der Nähe von Freunden, Familien- und Landesverwandten zum Allerbesten gereichen.
In diesem Falle jedoch ist mir besonders angenehm daß ich etwas zu Ihrer Zufriedenheit und Förderung Ihrer Studien und Arbeiten beytragen kann. Wollen Sie beykommendes Blatt unterschreiben und den etwaigen früheren Empfangschein zurücknehmen, auch seiner Zeit die Rücksendung des Werks mir unmittelbar gefällig melden, so wird dieses kleine Geschäft vollkommen abgethan seyn.
Sollt ich in der Folge irgend etwas Angenehmes erzeigen können, so wird es mich sehr erfreuen auch dadurch die Fortdauer meiner Dankbarkeit zu beweisen,[238] die ich empfinden muß wenn ich der Gefälligkeiten gedenke, welche Sie mir erzeigten, zur Zeit da ich als Fremdling mit großer Neigung im Osten wandelte, dabey aber eines treuen Wegegefährten und Dolmetschers zu bedürfen freymüthig bekennen mußte.
Das Beste wünschend.
ergebenst
J. W. v. Goethe.