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An Eugen Napoleon Neureuther

Hätt ich mir nur von ferne ferne träumen lassen, daß ich Sie zu einem Bilde aufforderte, wie ich solches eben von Ihnen empfange, so hätte ich mir es gewiß [194] nicht ausgebeten; ich dachte mir es zwar so geistreich, durchdringend, bedeutend, aber auch im Format und Behandlung wie Ihre herausgegebenen Blätter, denen ich es in Gedanken hinzufügte. Nun aber überbieten Sie alle meine Erwartungen und sollen deshalb höchlich gepriesen seyn.

Ich will Ihnen nur gestehen, daß, wenn ich einem Künstler irgend eine Aufgabe stelle oder gestellt sehe, ich sie bey mir im Stillen, in seinem Geist und Sinne aufzulösen trachte; und so hab ich dießmal, wie ich nicht oft, das Vergnügen gehabt, zu sehen: wie das eigentliche Genie dasjenige überflügelt, was der Dilettant mit dem besten Willen in seiner Verständigkeit auszudenken weiß.

Nehmen Sie diese wenigen Worte, die ich eilig niederschreibe, als ein Zeugniß meiner Gesinnung und anerkennenden Dankbarkeit.

wahrhaft theilnehmend

Weimar den 7. May 1831.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Eugen Napoleon Neureuther. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-87BA-D