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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
Auf die verlangte Pietra fungaja will ich Ew. Wohlgeboren nicht lange warten lassen. Beykommendes Kästchen enthält deren so viel, als Sie etwa zu Ihren Versuchen benöthigt sind. Ob Sie gleich nur kleine Bröckchen erhalten, so bitte zu beachten, daß die Masse an der Luft fester geworden; auch das bey mir verwahrte größere Stück brockelt sich nicht mehr so [279] leicht als damals da es nach dem verunglückten Versuch aus der Erde kam. Ich freue mich sehr auf Ihre Behandlung des geheimnißvollen Gegenstandes.
Der Aufsatz übe die Entianen ist mir gleichfalls höchst erfreulich. Diesem Geschlecht hab' ich von je her eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und noch neulich wurden durch schöne Exemplare der österreichischen Flora unsere Herbarien glücklich vermehrt.
Wenn Sie die Anwendung der Idee, des Begriffs der Metamorphose, wie Sie ja solche in Ihren Blättern darlegen, der kindlichen, ja beynah kindischen Sorgfalt vergleichen, mit der ich, gerade vor dreißig Jahren, diesem Gedanken nachgehangen und solches nunmehr im zweyten Bande meiner Italiänischen Reise deutlich erscheinen lasse, so werden Sie Sich des Lächelns nicht enthalten. Ich aber darf zufrieden seyn, daß meine Prophezeyungen durch thätige, junge Männer in Erfüllung gegangen und ich dasjenige im Einzelnen zu schauen anfange, was ich im Allgemeinen innigst anerkannt hatte. Nehmen Sie meinen besten Dank und lassen mich von Ihren Thätigkeiten ferner erfahren.
Glück zu allen Fortschritten wünschend
ergebenst
J. W. v. Goethe. [280]