47/174.
An Friedrich Siegmund Voigt
Ew. Wohlgeboren
sende mit vielem Dank den anvertrauten würdigen Aufsatz zurück. Ich habe, bey dessen Lesung, einer schönen freyen Übersicht genossen des herrlichen Feldes, in welchem Sie so glücklich arbeiten. Möge das bedeutende, weitumfassende Unternehmen zum glücklichsten gelingen!
[206] Zugleich sende ein kleines nur allzulange bey mir verweilendes Heft zurück.
Nun möcht ich noch eine Frage zu geneigter Beantwortung vorlegen. Wann, und durch welche Veranlassung, ist der Beyname amphicarpus aufgekommen? ich kenne bis jetzt nur Lathyrus, Vicia und Milium damit bezeichnet. Soviel ich mir erklären kann, soll er heißen: um die Frucht, um das Samenkorn thue sich eine unregelmäßige Fructification hervor, welche nicht erst den ganzen Gang der geregelten Metamorphose zu durchlaufen braucht um den Kreis der Vegetation abzuschließen. Da nach meiner Ansicht diese Erscheinung weiter deutet, so würde ich mir hierüber nähere Auskunft erbitten; zugleich ob in dem botanischen ausgedehnten Kreise noch andere Pflanzen Beynamen führen?
Hiezu füge noch den Wunsch: Ew. Wohlgeboren möchten mir die verschiedenen monstrosen Zweige der aus Äsche sich entwickelnd Bischofsstäbe und sonstige andere Verbreitungen durch die Boten gefällig hierüber senden. Ich habe einige höchst merkwürdige Erscheinungen dieser Art erhalten und zeichnen lassen und würde jene hinzufügen.
Alles Briefliche und sonst zu versiglende würde künftig durch die Post gehen.
Das Beste wünschend und mich fernerer Geneigtheit angelegentlichst empfehlend.
Weimar den 4. September 1830.
[207]