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An Johann Heinrich Merck

Du wirst dich auch mit uns über die Ankunft eines gesunden und wohlgestalten Prinzen, welche Canzleyformel man diesmal mit aller Warheit gebrauchen kann, gefreut haben. Es macht freylich einen großen Unterschied und wir hoffen die guten Einflüße dieses erwünschten Knaben täglich mehr zu spüren. Wir haben uns in keine große und kostspielige Feyerlichkeiten ausgelaßen, doch ist alles rege, besonders rühren sich alle poetische Adern und Quellen, groß und klein, lauter und unrein, wie du dich einmal, [128] wenn du die Mutter besuchst, durch den Augeschein überzeugen kannst.

Schreibe mir doch: aus was vor einer Ursache verläßt Wiesenhüten die Darmstädtischen Dienste, was ist es vor ein Mensch geworden? und kannst du etwa von seinen Vorgesezten hören, wie er in Geschäften zu brauchen ist?

Das versprochene Buch hoffe ich dir ehester Tage zu schiken. Wie gerne wollte ich dir auch den Gebrauch unseres Elephantenkopfes den wir in Jena haben wünschen. Ich habe ihn gestern noch mit Erstaunen betrachtet. Wir haben auch den Ober- und Unterkiefer eines Physeters daselbst; nur leyder ist er gleich hinter den Zähnen abgesägt und also nur ein verstümmeltes und wenig intereßantes Stük. Die Zähne sind von einer bewundernswürdigen Feinheit, Symetrie und Schärfe. Hast du Nachricht von Altdorf? wie es mit dem sogenannten Crokodilskopfe in Marmor aussieht? und habe ich dich nicht schon in dem vorigen Briefe gefragt wo die Montagne de St. Pierre in Frankreich liegt? Wir haben in Jena auch einen Babirussa-Kopf.

Versäume ia nicht mir von deinen Untersuchungen und Entdekungen zu schreiben; denn ich weiß immer nicht wo mir der Kopf stehet, und kann nur Seitenblike auf diese intereßante Gegenstände werfen. Versäume nicht die Berguntersuchung der Länder, die du reichen kannst sorgfältig zu unternehmen, besonders[129] empfehle ich dir den Feldberg bey Frankfurt, von welchem de Luc nichts befriedigendes sagt und den, wenn ich nicht irre Voigt zu besuchen, versäumt hat.

Tischbein ist in Rom angelangt und ist ganz außer sich vor Freude er segnet sein Geschik das ihn halb wider Willen hingeführt hat. Ich denke es soll ein rechter Künstler aus ihm werden. Lebe wohl und schreibe mir wenn du eine Stunde Muße findest.

Weimar den 17. Febr. 1783.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-809B-7