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An Carl Friedrich Zelter

Hier sende den Beytrag zu dem Berliner Musenalmanach; auf dein Vorwort durft ich nicht prachern. Sie haben den ersten Bogen leer gelassen und hier ist Materie 16 Seiten zu benutzen.

Möge dir auch in diesen Blättern Scherz und Ernst einige Freunde machen, den jungen Leuten und ihren Lottchens Glück bringen. Gib den Brief sogleich ab, denn sie sind im Gedräng zwischen Setzer und Verleger, wie es uns andern Autoren öfters begegnet; auch ich habe auf Michael noch zu liefern, [45] was ich viel lieber bis Ostern verschöbe, und vielleicht gar nicht leistete, wenn ich nicht gedrängt würde.

Deshalb erbitte mir noch acht bis vierzehn Tage, zum Dank und Erwiderung deiner lieben mannichfaltigen Blätter. Frau von Wahl wird wohl empfangen werden; sind die Tage leidlich so seh ich sie im Garten, bey ungünstigem Wetter in der Stadt.

Meine ländliche Einsamkeit, die mich freylich vor mancherlei unabwendbarem Zudrang nicht schützt, fruchtet indessen doch manches. Wie gesagt in 14 Tagen das Mehrere.

Die Zeitungsnachricht deines Besuchs in Halle hat, ich muß es gestehen, Fräulein Ulrike am lebhaftesten aufgenommen und deine Hierherkunft bey dieser Gelegenheit am sichersten erwartet und vorausgesetzt. Ich begriff nicht recht was du in diesem Elbgetöse zu thun haben möchtest, ließ es aber geschehen und freute mich im Stillen deiner allenfallsigen Hierherkunft.

Unsern polnischen von Madame Szymanowska empfohlenen Poeten haben wir zu früh getadelt, er ist noch nicht hier durch; ein Russe war's den wir mit ihm verwechselten.

Ich hoffe zu Michael habt ihr die sechs Bändchen der Correspondenz und wünsche daß du diese drey letzten auf einmal und hinter einander lesest. Traurigerweise verliert sich diese bedeutende freundschaftliche Unterhaltung zuletzt wie der Rhein und doch mußte auch dieses mitgetheilt und dargestellt werden.

[46] Die Lieferung meiner Schriften zu Michael enthält 1) meines Lebens 3. Band. 2) Reise nach Italien, erster Aufenthalt in Rom. 3) Neapel und Sicilien. 4) Zweyter Aufenthalt in Rom. 5) Campagne in Frankreich und Belagerung von Maynz. Bey No. 4, als ich diese Tage die Aushängebogen erhielt, mußte ich wirklich lächeln; ich fand die Orgel sehr gescholten, in dem Augenblicke da du, bey Gelegenheit des Harlemer Kupferstichs, von deiner Seite diesen Kirchen-und Gemeinde-Tyrannen, wie billig, sehr hoch erhebst.

unwandelbar

Weimar den 15. August 1829.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8017-2