1814

24/6683.

An den Herzog Carl August

[Concept.]

Nicht die Verordnung der Ärzte mich einige Tage zu Hause zu pflegen hält mich ab Ew. Durchl. heute schuldigst aufzuwarten, sondern die Sorge daß ich an einem öffentlich festlichen Tage, in Gegenwart mehrerer Menschen, die schickliche Fassung nicht finden möchte um meinen gebührenden Dank ohne scheinbare Übertreibung abzustatten. Sie lassen mich nach einem traurigen und schreckenvollen Jahre in ein neues eintreten wo ich in meiner nächsten Umgebung nichts als Gutes und Hoffnungsvollen erblicke und also auch wohl für das Enrferntere das Beste hoffen darf, wo Ew. Durchl. Wirksamkeit mein vorzüglichstes Augenmerk und ein vollkommenes Gelingen Höchst Ihro Bemühungen mein eifrigster Wunsch bleiben wird.

So seltene Gaben wie Sie meinem Sohne zu verleihen geruhen, ausspenden zu können, gehören Übersicht, Gewalt und Wohlwollen in einer Person vereinigt und da ein günstiges Geschick Sie damit ausgestattet hat; so darf ich mich glücklich preisen daß Sie solche mir und den Meinigen besonders zuwenden wollen.

Sie geben meinem Sohne Gelegenheit sich nach zwey Seiten hin auszubilden, in Tagen wo niemand[79] mehr einseitig bleiben darf: denn wenn man voraussehen kann daß Deutschland so bald nicht wieder sich eines bürgerlichen Friedens erfreuen werde; so darf es sich vielleicht mehr als jemals eines gewaffneten Friedens getrösten.

Um so nöthiger ist es daß sich ein jeder vorübe und sich, selbst in dem städtischen und höfischen Zustande, dergestalt vorbereite daß er in keine fremde Region geräth, wenn er in's Feld gefordert wird. Die ehrenvolle und auslangende Gelegenheit, welche Ew. Durchl. meinem Sohne hierzu bereiten, ist mir in ihrem ganzen Umfange deutlich und schätzenswerth. Es fehlt im weder an Zeit noch Kräften, noch an bestrebsamen Willen sich den anvertrauten und angedeuteten Pflichten gleichzustellen und durch den Beyfall seiner Vorgesetzten Ew. Durchl. sich auch in der Abwesenheit zu empfehlen. Mögen Höchstdieselben glücklich zurückkehren um ihre Kräfte, Gaben und Thätigkeit einem erneuten Innern, zu unserm und der Nachkommen Heil und Freude noch bis in die spätesten Zeiten ununterbrochen zu widmen.

Weimar d. 1. Januar 1814.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F5E-B