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An Friedrich von Luck
[Concept.]
Eines alten Freundes Siegel und Hand wieder zu erblicken, war mir sehr erfreulich, so wie mein Wunsch erfüllt: von seinem bisherigen Leben und gegenwärtigen Zuständen etwas zu erfahren. Möge es Ihnen immer [332] recht wohl gehen, so wie ich mich auch nach mancherley Wechsel der Dinge recht leidlich befinde.
Was die Mnemosyne betrifft, so stand sie auf meinem Pult, vor meinen Augen, bis unsere Durchlauchtigste Erb-Großherzogin zurückkam, der ich solche bey Gelegenheit mittheilte. Nach ihrer gewöhnlichen Freundlichkeit nahm sie das Büchlein geneigt auf, ob sie sich gleich den wunderlichen Poeten nicht ganz verdeutlichen konnte.
Seit der Zeit aber ist die Göttin des Gedächtnisses leider von mir an einen andern Ort hingelegt und wahrscheinlich sehr gut verwahrt worden, jedoch daß ich mich desselben nicht gleich erinnere, weshalb aber keine Sorge wegen ihres Wiederfindens zu tragen ist. In einigen Zimmern und Behältern, wo ähnliche Dinge verwahrt werden, läßt sich der unangenehmen Witterung wegen nicht nachsuchen; mit dem zunächst eintretenden Frühjahr aber soll eine genaue Umsicht sogleich erfolgen, von der man sich das Beste versprechen kann.
Gedulden Sie Sich also bis dahin und gedenken Sie meiner.
Aus meinen neusten, so wie aus meinen älteren Schriften mögen Sie Sich freundlich herausnehmen, was Ihnen am besten behagt und alles Gute Sie begleiten wie meine Wünsche.
Weimar d. 8. Februar 1817.
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