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An Johann August Ludecus

Wohlgebohrner
Hochgeehrtester Herr Steuerrath,

Nachdem ich so oft aus Überzeugung Ihren Hof Etat zu vermindern gewünscht habe; so bin ich jetzt in dem Fall ihn nach Pflicht und Gewissen zu vermehren.

In einiger Zeit wird ein Italiäner bey Ihnen eintreffen, der auf der beschloßnen Reise Ihro Durchl. die Herzoginn begleiten soll. Ohne einen solchen Mann war eine solche Reise den größten Unbequemlichkeiten ausgesetzt und ich kann wohl behaupten: daß er an dem Theile der Ausgabe der durch seine Hände geht ein Drittel im Ganzen, ja in einzelnen Fällen das doppelte und dreyfache ersparen wird.

Ich wünsche von meiner Seite alles zu thun was eine kostbare und beschwerliche Reise Ihro Durchl. recht zweckmäßig nützlich und angenehm machen könnte.

Ich empfehle auch Ihnen daher dieses auserlesne Werckzeug Filippo Collina aufs beste. Schon ein [297] Jahr kenne ich ihn und vermisse ihn jetzt ungern. Es wäre mir über und wider alle Erwartung wenn ihn die Luft über den Alpen verändern sollte.

Ich habe mit ihm, wegen Differenz des Geldes und der Lebensart keinen Contrackt machen können, er geht auf mein Wort, in völliger Überzeugung sich dem Dienste einer großmüthigen Fürstinn zu wiedmen.

Sie befinden Sich wohl, wie ich höre und hoffe, obgleich nicht ohne Bekümmerniß über die neusten Veränderungen und Ereigniße unsers Staats. Möge ein gut Geschick alles Gefürchtete zum Besten kehren.

Leben Sie recht wohl. Ich bin wohl und vergnügt, jedoch nicht ohne Sehnsucht und Antheil. Oft, ja immer sind meine Gedancken nach Hause gerichtet, ich verspreche mir bey meiner Widerkehr einen freundlichen Empfang von vielen, wenn ich mir nur auch einen friedlichen versprechen könnte.

Hrn. Assessor Kirms viele Empfehlungen, ich weiß daß ich bey ihm auch im guten Andencken stehe.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Rom d. 17. Nov. 1787.

Goethe. [298]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Johann August Ludecus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7EBC-0