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An Carl Ernst Schubarth
Wenn es mir gleich, in meinem hohen Alter, unmöglich fällt auf Mittheilungen und Anfragen, wie ich sonst wohl gern gethan, mit schriftlicher Erwiderung zu dienen; so unterlaß ich doch nicht älterer guten Verhältnisse zu gedenken und, wo möglich, mich für dieselben thätig zu erweisen.
Desto angenehmer war mir aus folgender Stelle eines Schreibens von Berlin zu vernehmen, Ihnen [282] sey Gelegenheit gegeben worden zu zeigen daß Sie sich zu einer gewünschten Schulstelle qualificiren und sich einem solchen besondern Geschäft zu widmen geneigt sind, da man Ihre schöne Fähigkeiten, in's Allgemeine zu wirken, niemals bezweifelt hat.
»Es ist angeordnet, daß man p. Schubarth an dem Gymnasio zu Hirschberg, wo er vorzugsweise angestellt zu werden wünscht, einige für ihn passende Lektionen einstweilen übertragen werden, auch sind ihm, um seine äußere Subsistenz während dieser Probezeit gegen niederdrückende Sorgen zu sichern, eine außerordentliche Unterstützung von 300 Thalern bewilligt. Es ist sehr wünschenswerth, wenn mit dem p. Schubarth eingeleitete Versuch so günstig aus fällt, daß ihm nach Verlauf des Probejahrs ein bestimmter, seinen Wünschen entsprechender Wirkungskreis im höhern Lehrfache anvertraut werden kann.«
Da Sie Hirschberg so genau kenne und sich dort für Ihre höhern Ansichten ein Publicum zu gewinnen vermocht, so muß es Ihnen ganz klar seyn, was und wie man's gerade an der Ihnen gegönnten Stelle gelehrt haben will, und ich zweifle nicht daß Sie, nach so manchen literarischen Versuchen, in vorgerückten Jahren, diese Gelegenheit ergreifen werden Ihr künftiges Schicksal zu bestimmen.
Geben Sie mir einige Nachricht wie Sie es angreifen und wiefern es Ihnen glückt. Für die übrigen Sendungen, besonders die von Faust, statte meinen [283] besten Dank ab. Es muß mir immer merkwürdig bleiben, was dieses wundersame Werk aufregt und zu was für Betrachtungen es Veranlassung gibt.
Das Beste wünschend,
treu theilnehmend
J. W. v. Goethe.