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An Carl Ludwig von Knebel

Wenn die Gypsabgüsse des wohlgerathenen Bildnisses (zu deinem Geburtstag bestimmt, von unsern dienstfertigen Geistern etwas zu früh abgesendet) glücklich angekommen, so freut es mich sehr. Zwey davon (es waren ihrer ein halb Dutzend) habe mir [28] zugeeignet, wovon eins auf unserer Bibliothek, das andere in meinem Lararium prangen soll; sie sind gewiß höchst erfreulich gerathen.

Nach der Absicht des Sendenden sollte die Gabe frachtfrey in deine Hände kommen, wofür denn auch gesorgt worden. Mögest du deinen Tag froh und glücklich feyern. Willst du ein freundliches Wort an Tieck deshalb schreiben, so kann ich es, durch Einschluß, in diesen Tagen nach Berlin senden.

Außer Meyern, welcher Abends zur rechten Stunde eintrifft, seh ich fast niemanden; meine Correspondenz hingegen erweitert sich dergestalt, daß ich keine lange Weile habe. Ich gebe mich dieser Beschäftigung gerne hin, weil es interessant ist auf die unschuldigste Weise zu beobachten, wie es, im sittlichen und ästhetischen Sinne, an vielen Ecken und Enden des lieben Vaterlandes aussieht. Was uns in Politicis betroffen, trifft auch dich, als einen emsigen Zeitungsleser. Daß die erste Congrevische Rakete, von Nordosten her, gerade auf uns gerichtet worden, ist doch eigen genug, und wir wollen sehen, was der übrigen Welt nunmehr widerfährt.

Auch wird am neuen Hefte von Kunst und Alterthum emsig fortgearbeitet, indem Meyer seine Ladung, die er aus Ophir zurückgebracht, auszupacken angefangen.

Wenn du Aushängebogen des Lucrez erhältst, übersende sie mir doch, ich schicke sie gleich zurück,[29] damit ich nur mich von Gestalt und Weise unmittelbar überzeugen möge. Da ich gar nicht ausgehe, so unterhält mich sehr ein durchgeführtes Ordnen meiner Mineralien; wenn du dich in Gegenwart überzeugtest, wie hübsch es ist, würdest du doch wohl zur Nacheiferung gereizt.

Von dem Befinden unserer verehrten Großherzogin kann ich nur Gutes melden. Unser braver Hofmarschall v. Spiegel hat auch das Unglück gehabt auf dem Eise zu fallen und seine schon krankhafte Seite zu beschädigen. Dagegen kann ich mit Freuden vermelden, daß meine liebe Schwiegertochter sich, über alle Hoffnung und Wahrscheinlichkeit, auf das glücklichste erholt hat, Schlitten fährt, tanzt und vom besten Humor ist.

Dem guten Bernhard Beyliegendes. Seyd mir alle schönstens gegrüßt.

treulichst

Weimar den 29. November 1820.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7814-9