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An Johann Friedrich Unger

Sie haben mich, werthester Herr Unger, durch Übersendung der sehr schönen Ausgabe Kleistischer Werke, auf die angenehmste Weise überrascht. Gedichte sowohl als Briefe versetzen uns in eine Zeit zurück, die sich freylich von der jetzigen sehr verschieden darstellt.

Vergangene Messe hoffte ich Sie in Leipzig zu sehen, auch war ich schon bis Halle gelangt, von wo mich aber die Umstände wieder grade nach Hause nöthigten.

[235] Das vollgedrängte, so klein und fein ausgeführte Preußische Wappen ist ein neues Zeugniß Ihres außerordentlichen Talents. Ich habe den Abdruck durch eine starke Vergrößerung angesehen und Ihre Arbeit nur noch mehr bewundert. Leider ist in unserer Zeit kaum Hoffnung mit dieser schönen Technik höhere Kunstzwecke zu verbinden.

Gegenwärtig genieße ich der Freude Herrn Zelter in meinem Hause zu besitzen. Die Anmuth seiner Productionen, die auf einem so soliden Grunde ruhen, erregt allgemeine Zufriedenheit. In seinem Umgang ist er so unterhaltend als unterrichtend. Doch was sage ich Ihnen das da Sie ihn mehr kennen.

Wiederholten lebhaften Dank für das freundliche Andenken.

Weimar den 8. Juni 1803.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Johann Friedrich Unger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-76DB-E