[26] 22/6106.
An Johann Friedrich Heinrich Schlosser
Das Packet mit den Büchern ist glücklich angekommen. Das zweyte von Ew. Wohlgeboren beygelegte Exemplare, sowie die Dissertation, sind für mich besonders von Bedeutung. Ich werde bald möglichst Gebrauch davon machen und alles wieder wohleingepackt zurückschicken, auch bey dieser Gelegenheit Herrn Vogt, den ich unterdessen bestens zu grüßen bitte, dankbarlich antworten.
Zugleich vermelde, daß ich endlich so glücklich bin, in diesen Tagen mein so lange Zauderndes Bild durch den Postwagen absenden zu können. Ich wünschte, daß es glücklich ankommen und Beyfall finden möge. Folgendes habe ich dabey zu bemerken:
Wenn der Kastendeckel ohne große Erschütterung eröffnet ist, so findet sich außen an der obern Seite des Kastens eine Schraube. Diese ist loszuschrauben, sodann die zwischen dem Rahmen und dem Kastens eine Schraube. Diese ist loszuschrauben, sodann die zwischen dem Rahmen und dem Kasten eingezwängten Keilchen von Papier und Pappe sorgfältig heraus zuziehen, und das Bild mit dem Rahmen sodann aus dem Kasten zu nehmen.
Noch eins ist alsdann zu bedenken. Leider hat der Künstler den Blendrahmen, worauf das Bild gespannt ist, zu schwach machen lassen. Da dieser nun durch[26] Keilchen angetrieben ward; so ist er auf dem Wege von Dresden hieher geborsten, und man hat hier, um nicht alles auseinander zu nehmen, für das beste gehalten, ein paar Querleisten hinten über den Hauptrahmen zu schrauben, welche denselben wohl auf einige Zeiten zusammenhalten werden. Man darf sie deshalb nicht als accessorisch ansehen und sie etwa losschrauben. Freylich entsteht dadurch beym Aufhängen der Mißverstand, daß das Bild etwas von der Wand absteht; allein es läßt sich dieses durch eine kleine Drapperie, wie ein geschickter Tapezierer um ein solches Bild in Gestalt eines Vorhangs leicht anbringen wird, verbergen und dabey noch eine angenehme Verzierung gewinnen.
Verzeihen Sie meine Weitläufigkeit; aber es geht leider nicht alles wie es gehen sollte und da muß man rathen und zu helfen suchen, wie nichts thun läßt.
Beyliegenden Brief bitte ich auf die Post geben zu lassen, und meiner im Guten zu gedenken.
Ew. Wohlgeb.
ganz ergebenster Diener
J. W. v. Goethe. [27]