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An Johann Gottfried Herder

[Ende Juli oder Anfang August.]

Hier lieber die Papiere zurück.

Es liegt diese Vorstellungsart soweit von meiner daß ich das Rauschen eines Wasserfalls besser verstehe als solch einen Diskurs, ich habe nichts drauf zu sagen: als daß mich Gott bewahren möge einen Arm oder Finger als einen Conus anzusehen. Übrigens muß es jedem erlaubt seyn um den Felsen, den niemand ersteigt, nach seiner Art sich herumzutummeln, auf seinem Steckenpferde herumzureiten, welches Rechts ich mich ja auch weidlich bedient habe. Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. Ich weiß schon wie es geht. So was sieht immer [8] noch einer und wieder einer, es wird noch einmal abgeschrieben und endlich habe ich den Verdruß diese Pudenda irgendwo gedruckt zu sehn. Denn es ist im Grunde sehr dummes Zeug, das mich jetzt anstinckt. Du kannst sie nirgends brauchen als in Verona. Auf dem Rückwege würde sie dir fatal seyn und ich bin in Unruhe wenn ich das Zeug auf Reisen weiß. Es ist nicht Knauserey sondern redliche Schaam daß ich die Blätter nicht hergeben mag.

Ich sehe dich noch heute. Adieu.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Johann Gottfried Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7533-C