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An Joseph Sebastian Grüner

Ew. Wohlgeboren

finde mich nothgedrungen durch das Gegenwärtige schönstens zu begrüßen. Es ist gerade die Zeit, wo ich sonst schon das Vergnügen hatte in Ihrer Nähe zu seyn, oder mich wenigstens vorbereitete dorthin zu gelangen. Nun reisen die Unsrigen zu Ihnen hin, ohne mich, und ich muß so zusehen.

Die besten Grüße kann ich mir jedoch nicht versagen, auch lege ich ein hübsches Mineral bey. In kleineren, mehr oder weniger einzelnen Krystallen, kommt es wohl häufig vor, so derb aber wohl selten. Ist Ihnen etwas Merkwürdiges dieser Art vorgekommen, so haben Sie die Gefälligkeit es mir mitzutheilen. Sagen Sie mir freundlichst das Nähere von Ihren Zuständen auch wie es der werthen Familie in Redwitz ergeht und was mich sonst interessiren möchte, dessen Sie ja manches kennen.

Hiernach verzeihen Sie, daß ich auf Ihr werthes Schreiben, welches vorlängst schon eingegangen, erst jetzt einiges erwidere. Es gibt zunächst immer soviel zu thun, daß man sich in die Ferne nicht umsehen kann und darf. Leben Sie recht wohl und sagen mir baldigst einiges, und bleiben Sie meiner aufrichtigsten Theilnahme immerfort gewiß.

in treuster Erinnerung

Weimar den 11. Juni 1830.

J. W. v. Goethe. [99]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Joseph Sebastian Grüner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F54-D