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An Joseph Sebastian Grüner

Ew. Wohlgeboren

muß, ehe wir noch einwintern, ein freundliches Wort zusprechen und auch Sie ersuchen mir es nicht daran fehlen zu lassen.

Weit in den August hinein hoffte ich noch Sie zu fehlen; denn wenn ich auch keine Badecur vorzunehmen Ursache hatte, so wäre doch eine kleine Reise zu den geliebten Berggegenden, wo ich geprüfte Freunde mehrere Jahre unausgesetzt besucht hatte, mir höchst erwünscht gewesen; aber auch das wollte sich nicht fügen, und so müssen wir auf's nächste Frühjahr das Weitere hoffen.

Sagen Sie mir ja, wie Sie sich und die lieben Ihrigen befinden, ob die Kleinen heranwachsen und in Studien gedeihen? und sodann wie Steintausch und Handel bisher gegangen ist und was er in's Haus gebracht hat.

Mögen Sie mir denn auch etwas von der Witterung in Böhmen, den vergangenen Monat über, melden, hauptsächlich wie es gegen Ende aussah wo am Rhein so starke Regengüsse herabfielen. Man sagt in Böhmen sey es ganz trocken gewesen, ja der Sprudel in Carlsbad habe wenig Wasser gehabt.

Darf ich bittendes Herrn Grafen Auersperg Excellenz mich vielmals zu empfehlen, auch unsern [24] braven Herrn Lößl schönstens zu grüßen. Hat der gute Firnstein die Zeit über wieder etwas Glückliches gearbeitet? Waren die böhmischen Freunde auf ihren mineralogischen Excursionen glücklich, so hoffe auch auf einigen Theil der neusten Entdeckung. Aus unsern Flötzgebirgen wüßte nichts Interessantes mitzutheilen, das liegt immer still wie von alten Zeiten her.

Hat man in Böhmen noch keinen Versuch mit Salzbohren gemacht? Diese Unternehmungen glücken an vielen Orten und gerade dort müßten sie von großer Bedeutung seyn.

Das Rehbeinische Ehepaar befindet sich wohl, die Dame versäumt weder Capelle noch Theater und steht mit ihren Kindern und hiesigen Verwandten in gutem Verhältniß. Von ihrer Frau Mutter die hier zum Besuch war werden Sie dasselbe vernommen haben.

Und nun zum Schluß die allerbesten Wünsche für Sie und die lieben Ihrigen in Hoffnung baldigen Erwiderns.

ergebenst

Weimar den 30. November 1824.

J. W. v. Goethe.


Alsdenn habe ich noch Bitte und Auftrag. Es ist nämlich an Herrn Fikentscher in Redwitz unter'm 20. August ein Paquet abgegangen, mit Musterzeichnungen von Glaswaren, für's anatomische Kabinett in Jena bestimmt; die Bitte war hinzugefügt, die Bestellung weiter zu befördern an die Glashütte mit [25] deren ersten Lieferung man wohl zufrieden war. Nun wünscht ich durch Ew. Wohlgeboren zu erfahren ob mein Paquet angekommen, ob die Bestellung gemacht worden? ob und wann wir sie zu erhalten hoffen können? Denn es sind viele bedeutende Präparate vorräthig welche in diese Gläser in Brantwein eingesetzt werden sollen. Die Gläser werden wie das vorigemal an Museumsschreiber Färber in Jena adressirt. Die Zahlung erfolgt sogleich.

Wobey Herrn Fikentscher Vater und Sohn mich bestens zu empfehlen bitte.

ergebenst

Weimar den 30. November 1824.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Joseph Sebastian Grüner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D5C-2