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An Carl Ludwig von Knebel
Du erhältst, mein Bester, hierbey die folgenden Bände der großen Thier-Fabel. Möge sie dir zur Unterhaltung dienen und du sie zu meinem Andenken gern aufbewahren. Es ist übrigens ein Zeichen der Zeit, und nicht zu verwundern, daß dieses revolutinaire Gedicht von Bremen her verdeutscht kommt, denn dort sind diese Gesinnungen am lebhaftesten im Umtrieb. Man muß diesem Wesen eben zusehen und zuhören, still seyn und eigenen Geschäften nachgehen.
Auch das Buch Kabus widme ich dir erb- und eigenthümlich. Ich besitze noch ein Exemplar; es ist ein Werk das man nicht hinter einander weg lesen kann, und wiederholt lesen muß.
Die wunderbarste Erscheinung war mir diese Tage das Trauerspiel Manfred von Byron, das mir ein junger Amerikaner zum Geschenk brachte. Dieser seltsame geistreiche Dichter hat meinen Faust in sich aufgenommen [277] und für seine Hypochondrie die seltsamste Nahrung daraus Nahrung daraus gesogen. Er hat alle Motive auf seine Weise benutzt, so daß keins mehr dasselbige ist, und gerade deshalb kann ich seinen Geist nicht genug bewundern. Diese Umbildung ist so aus dem Ganzen, daß man darüber und über die Ähnlichkeit und Unähnlichkeit mit dem Original höchst interessante Vorlesungen halten könnte; wobey ich freylich nicht läugne, daß einem die düstre Gluth einer grenzenlosen reichen Verzweiflung denn doch am Ende lästig wird. Doch ist der Verdruß, den man empfindet, immer mit Bewunderung und Hochachtung verknüpft. Sobald unsere für diesen Mann passionirten Frauen das Werk verschlungen, soll es dir auch zu Theil werden.
der deine
G.