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An Johann Christian Mahr

Für das übersendete Stück einer merkwürdigen fossilen Pflanze hab ich in mehr als einem Sinne zu danken; es ist nicht allein das Erste seiner Art was sich aus den dortigen Gruben herschreibt, sondern es ist mir auch dergleichen anders woher bekannt geworden. In der Graf Sternbergischen Flora der Vorwelt finden sich kaum eine angenäherte Abbildung; dem ersten Anblick nach hält man es für ein Farrenkraut, bis man bemerkt, daß dasjenige was man für Zweige hielt als unter einander anastomosirt erscheint, wodurch ein Continuum entsteht, welches cactusartig auch wieder einzelne Augen gemeinschaftlichen hervorbringt. Ich wünsche dem Herrn Grafen davon Mittheilung zu thun; da es aber höchst mißlich [175] ist, eine Zeichnung zu veranstalten, so wäre die Frage: ob nicht ein kleineres Stück, und wenn es nur handgroß wäre, sich daselbst vorfände. Denn das Wichtige davon ist, daß es keinen Abdruck darstellt, sondern als eine Pflanze gelten muß, welche von zwey Seiten her einen Körper einschließt.

Sowohl der ungeheure Stamm, den ich Ihrer früheren Aufmerksamkeit schuldig bin, als dieser neue Fund macht jene Kohlengruben nur desto wichtiger, je weiter man in diesen Kenntnissen vorschreitet, und da ich vermuthe daß Sie mit Herrn Rieth in nachbarlich-freundlicher Verbindung stehen, so würden Sie wohl diesen einsichtigen thätigen Mann auch geneigt machen, von dem dortigen Vorgefundenen das Interessante beyzutragen. Mir ist bey dem Wunsch, dergleichen selbst zu besitzen, auch angelegen, die Kenntniß im Einzelnen weiterzuführen und die unter den Geologen schon längstberühmten Kammerberger und Manebacher Kohlenwerke Rufe zu erhalten.

Manches Andere versparend und bey irgend einem kurzen hiesigen Aufenthalt mir einige Stunden zu gönnen bittend.

Das Beste wünschend

ergebenst

J. W. v. Goethe.

[176] Weimar den 18. December 1831.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Johann Christian Mahr. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BC1-C