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Regen und Regenbogen


Auf schweres Gewitter und Regenguß
Blickt' ein Philister, zum Beschluß,
Ins weiterziehende Grause nach,
Und so zu seinesgleichen sprach:
»Der Donner hat uns sehr erschreckt,
Der Blitz die Scheunen angesteckt,
Und das war unsrer Sünden Teil!
Dagegen hat zu frischem Heil
Der Regen fruchtbar uns erquickt
Und für den nächsten Herbst beglückt.
Was kommt nun aber der Regenbogen
An grauer Wand herangezogen?
Der mag wohl zu entbehren sein,
Der bunte Trug! der leere Schein!«
Frau Iris aber dagegen sprach:
»Erkühnst du dich zu meiner Schmach?
Doch bin ich hier ins All gestellt
Als Zeugnis einer bessern Welt,
Für Augen, die vom Erdenlauf
Getrost sich wenden zum Himmel auf
Und in der Dünste trübem Netz
Erkennen Gott und sein Gesetz.
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Drum wühle du, ein andres Schwein,
Nur immer den Rüssel in den Boden hinein,
Und gönne dem verklärten Blick
An meiner Herrlichkeit sein Glück.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Werke. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827). Parabolisch [1]. Drei Palinodien. 3. [Auf schweres Gewitter und Regenguß]. 3. [Auf schweres Gewitter und Regenguß]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6432-4