1780.
Januar
d. 17. früh Anfang zur Ordnung und Besorgung gemacht. Kraffts Epistel sexti. Kriegs Comm. waren mir die Sachen sehr prosaisch. zu Wieland. Gut Gespräch und Aussicht besseres zusammenlebens. Vorschlag zu einer Sozietät. zu [*Herzogin Anna Amalia] zu Tische munter und gesprächig die H. und andre. Nach Tisch zur Tus. dann zu Boden. weitläufige Erklärung über [*Freimaurerloge Amalia] [*Bode] Er ist ein sehr ehrlicher Mann. Nach Tiefurt der Prinz nicht ganz wohl. Knebel freundlich Baty gelesen. NB. Jederman ist mit [*Herzog Carl August] sehr zufrieden preist uns nun und die Reise ist ein Meisterstück! eine Epopee! Das Glück giebt die Titel die Dinge sind immer dieselben.
d 18. früh an Müllers u Krafft arrangements gearbeitet. fortgefahren das übrige einzeln abzuthun. Ich will nicht ruhen bis ich rein von dem hinterbliebnen zeug bin, neues giebts immer. Rosten schreiben lassen. Auf die Kr. Comm. Gute Ordnung gefunden. Captatio benevolentiae. Wenn sie wüssten dass mich Staub und Moder erfreute sie schafften ihn auch. Indess ist das auch gut. Baty bey mir zu[105] Tisch. Auch gute Nachrichten von Gros Rudstädt. er will aufs frühjahr ins Oberland. Wenns nur anfängt zu geschehen. Wenn nur das gepflanzte nicht gleich ausgerissen das gesäte nicht zertreten wird. Nach Tisch auf Belvedere da gehts seinen Gang. Abends Tiefurt war vergnügt mit den Misels.
19. Immer weggearbeitet. Kriegs Komm. Mittags Staff und Luck zum Essen. Kam Bertuch. Entsezlich behaglicher Laps. Bei [*Herzogin Anna Amalia] Conzert. Alexanders Fest. Unsre Leute sind nicht dazu. Abends bey [*Frau v. Stein] gut.
20 Weiter aufgeräumt. Bin ein wenig erhizt, es ist doch des getreibes zu viel. Schwabhäuser Sache. Ilmenauer. An Sinnern. Auf die Bibl. wegen Bernh. Leben Aufträge. Zu Cr. Essen. Sie drückt mich durch eine unbehagliche Unzufriedenheit, ich ward sehr traurig bey Tisch. Zu Clauern, G. L R Schmidt zu Albrecht. Nach Hause. An Kaysern dicktirt.
21. Aufs Eis. Bey Hofe gessen. Nach Tafel ausführlich Gespräch mit [*Herzog Carl August]. Abends Redoute bis Nachts 1 Uhr.
22. hatte einen Schnuppen gehohlt. und hezzte noch zu. Kriegs Comm. Vorher Schwabh. Sache. Kamen die Kisten an. bey [*Frau v. Stein] gessen. Nach Tisch gespr. über Lav. und unser Verhältniss. Zu Castrop. Die Weegeb. Sachen in Ordn. Zu Herdern. Erzählt von Stuttgard Homb. Hanau pp. Zu [*Herzog Carl August] war H L da. Phis Kupfer angesehen. Sie war sehr gut und Aufmerckend und gefällig. Nach Hause gangen. 10.
[106] Ward d. Schnuppen Aerger es schlug ein Fieber dazu und ich musste die schöne Zeit ohne irgend etwas zu thun zubringen. Es lag mir im Kopfe dass ich nichts einmal lesen konnte. Langsam erhohlte ich mich und muss mich noch in acht nehmen.
Februar
Februar.
den Anfang des Monats mit wenigen Versuchen im Zeichnen dicktiren meiner Reisebeschr. zugebracht um nach und nach wieder in Thätigkeit zu kommen.
6. früh Reise dickt. Wenig an Wilh. kam Albrecht, ging zu Cr. essen. Abends zu [*Frau v. Stein]. dann nach Hause.
7. Reise dickt. Castrop wegen des Weegebaus. dann kam Albrecht. sprachen über Elecktrizität. zu [*Frau v. Stein] essen. Gezeichnet. zu d. Geh. R Schardt. die kranck war. halb 7 nach Hause. Reichshistorie. Carl. V.
8. aufs Theater. Kriege Comm. Zu [*Herzogin Anna Amalia]. kriegte gegen Mittag weniges Kopfweh. zu Seckendorf. zu [*Frau v. Stein] essen. hatte Lust auf die Redoute unterlies es aber. Abends kam Wieland und wir waren sehr lustig.
9. Früh Ackten. Conseil. ging mit meinem Kopf wieder ziemlich. Nach Tiefurt Essen. Knebel las Amor und Psyche. Abends mit [*Frau v. Stein] und der kl. Schardt hereingef. Crone zu Tisch bey mir waren sehr lustig.
d. 11 Abends auf der Redoute. Täglich geht es besser und ich kan anhaltender arbeiten.
12 Kr Com. und Besorgung wegen d. Reise.
d. 13 nach Gotha. waren recht gut da, mit vieler wechselseitiger aisance und bonhomie. Kam mancherley interessantes vor. Versprach aufs Früh Jahr wiederzukommen.
d. 16 Mit Wedeln zurück im Wagen [*Herzog Carl August] ritt auf Neuheiligen war wild Stöper Wetter.
Donn. 17 Kriegs Comm. mit Cr. gessen war gut.
d. 18. früh viel weggearbeitet. zu [*Herzogin Anna Amalia] zur Tafel. Ging ganz leicht und gut die Conv. aufs Theater. nach Tiefurt geritten fand H. L. [*Frau v. Stein] die kl. Sch. die Hofdamen und Steinen. Knebel las. gegen 7 alles fort. Ich blieb wir lasen Dürers Reise. nach 10 Uhr zurück zu Pferde, es war ein grimmiger Wind.
d. 19 Sturm die ganze Nacht und Tag. früh scharfweg dicktirt. bey [*Frau v. Stein] gessen. zu Seckend. Lese Probe der Kalliste. zu [*Herzogin Anna Amalia] wo Wieland war. m. Baty vorgelesen. Waren sehr munter und vertraut.
20. Bey Hofe gessen, Abends im Conzert.
21. 22 Meine Arbeiten fortgetrieben früh. Nachm. Gezeichnet. Schön auf dem Eis.
23 bey [*Herzogin Anna Amalia] im Concert. Kam d. Herzog.
24 früh sehr schön auf dem Eis. sehr reine und kalte Tage.
25 ward [*Herzog Carl August] nicht wohl. Conseil. bey [*Herzog Carl August] d. ganzen Nachmitt. und Abends. Wilh. Meistr. gelesen. War H. L. zugegen.
[108] 26. früh Briefe pp. zu Mittag zu [*Herzog Carl August]. den Rest des Tags bis Abends 8 gezeichnet. Es fängt an besser zu gehen, und ich komme mehr in die Bestimmtheit und in das lebhaftere Gefühl des Bildes. Das Detail wird sich nach und nach heraus machen. Auch hier seh ich dass ich mir vergebne Mühe geben, vom Detail ins ganze zu lernen, ich habe immer nur mich aus dem ganzen ins Detail herausarbeiten und entwickeln können, durch Aggregation begreiff ich nichts, aber wenn ich recht lang Holz und Stroh zusammengeschleppt habe und immer mich vergebens zu wärmen suche, wenn auch schon Kohlen drunter liegen und es überall raucht, so schlägt denn doch endlich die Flamme in Einem Winde übers ganze zusammen. Ich sprach davon mit [*Herzog Carl August] er sagte eine gute Idee. Die Sachen haben kein detail sondern ieder Mensch macht sich drinn sein eignes. Manche könnens nicht und die gehn vom detail aus, die andren vom ganzen. Wenn man diesen Gedancken bestimmte und ihm nachgienge eigentlich was er sagen will nicht was er sagt beherzigte, würde es sehr fruchtbaar seyn.
d. 27. Früh dicktirt Briefe exped. pp. Zu [*Herzog Carl August] Essen Nachmittags gezeichnet war Albrecht zu Tisch. wunderliche Art Menschen. kam [*Herzogin Anna Amalia]. H. L. die Damen Aends [*Frau v. Stein] und die Werthern war unwillig dass [*Herzog Carl August] auch diese Crise des Catharrs nicht aushalten wird.
[109]März
März.
Von Tag zu Tag die Geschäffte ordentlich besorgt, und hernach gezeichnet. Ward [*Herzog Carl August] besser. Ball bey d. Gräf. Bernstorf. kam die Gr. Werther. Gährung bey Hofe.
4. war Cr. M. und Probst bey mir zu Tische. fing ich an dem Garten das Pachtkleid auszuziehen. Die Verändrungen die ich nach und nach drinn gemacht habe liesen mich über die Verändrung meiner Sinnesart nachdencken. Es ward mir viel lebendig.
5. Bey Hofe gessen. zu [*Frau v. Stein] war sie kranck. Abends Conzert.
6. Zu Hause besorgt. Briefe geendigt. Nach Belv. wo [*Herzog Carl August] mit W. [*Gräfin v. Werthern] war. Eine schöne Seele, wie in einer reinen Luft, wie an einem heitern Tag ist man neben ihr. Bey ihrer Toilette, war sie charmant. Ich paßte ihr sehr auf konnt aber nichts erlauschen. [*Herzog Carl August] reiste weg mit [*Gräfin v. Werthern]
War ich sehr still, alles der Reihe nach besorgt, gute Stunden mit [*Frau v. Stein]. Eine sehr schöne Erklärung mit [*Herzog Carl August] abends im Kloster.
war d. 11ten d. 12 mit Batty ins Amt Gros-Rudstädt seine Anstalten gut befunden. seine Handelsweise mit den Leuten unverbesserlich. Wenn wir nachhalten, so wirds gut, aber freylich Jahrelang immer gleich nachhalten. Bey Amtm. Schmidt gessen, Abends in Bachstädt.
[110]d 13. Früh 6 hereingeritten. Guter Brief von Rickgen B. war [*Frau v. Stein] mit ihrer Mutter bey mir zu Tische.
14 werden Aepfelkerne bey mir gesät ging meinen Gesch. nach war Conseil. as mit [*Herzog Carl August]. fingen an in den Institutionen zu lesen.
15. mit [*Herzog Carl August] Inst. aufs Theater, auf die Kriegskomm. Cr. und M. bey mir zu Tische. zu [*Frau v. Stein] Abends mit [*Herzog Carl August] im Kloster.
16. früh I. mit [*Herzog Carl August]. spazieren an Egmont geschrieben. nach Tiefurt. da gegessen. Mit Knebeln herein geritten bey Kraus nach Bulern gezeichnet. zu [*Frau v. Stein] zu [*Herzog Carl August] I. wieder zu [*Frau v. Stein] kam Stein und erzählte vielerley. Diese Tage her hatte ich schöne manigfaltige Gedancken.
d. 20. Aerger wegen abgesagter Probe Abends das Theater erleuchtet.
21 Morgens nach Belv. zu fus vorher Monzanb. an H. Bernds Leben im Gehen viel gedacht. Was ich guts finde in Uberlegungen, Gedancken ja so gar Ausdruck kommt mir meist im Gehn. Sizzend bin ich zu nichts aufgelegt. drum das dicktiren weiter zu treiben. War sehr vergnügt den ganzen Tag.
22 Conseil. Alte Sünden in Rechnung.
23 Eyersuchen der Kinder im Redoutenhause. Hälfte der Helena bey [*Herzogin Anna Amalia].
25. Kriegskomm. Grose Explikation mit Volgstädt. Mitags Cor. und Mine. mit ihnen spazieren ums ganze Webicht. zu G. R Schardt. [*Frau v. Stein] abgeholt bey ihr geblieben kam die Basch. Wurd mir auf einmal nicht wohl, und sehr schläffrig einige Tage her hab ich den Schmerz beym Schlingen.
26. Früh zu Fus nach Tiefurt Manichfaltige Gedancken und überlegungen, das Leben ist so geknüpft und die Schicksaale so unvermeidlich. Wundersam! ich habe so manches gethan was ich iezt nicht möchte gethan haben, und doch wenns nicht geschehen wäre, würde unentbehrliches Gute nicht entstanden seyn. Es ist als ob ein Genius oft unserhêchemonichon verdunckelte damit wir zu unsrem und andrer Vortheil Fehler machen. war eingehüllt den ganzen Tag und konnte denen vielen Sachen die auf mich drucken weniger widerstehn. Ich muss den Cirkel der sich in mir umdreht, von guten und bößen Tagen näher bemercken, Leidenschafften, Anhänglichkeit Trieb dies oder iens zu thun. Erfindung, Ausführung Ordnung alles wechselt, und hält einen regelmäsigen Kreis. Heiterkeit, Trübe, Stärcke, Elastizität, Schwäche, Gelassenheit, Begier eben so. Da ich sehr diät lebe wird der Gang nicht gestört und ich muss noch herauskriegen in welcher Zeit und Ordnung ich mich um mich selbst bewege.
27. Nachklang von Gestern. Und Ermannung Abends kam [*Frau v. Stein] die Werthern und Schardt zum Essen [112] ich las meine Reisebeschreibung. Knebel kam auch. Vorher waren [*Herzog Carl August] der Prinz, Seckendorf, Einsiedel und Knebel da gewesen. Unterredung mit der Schweizerinn.
28. früh zu Schnaus über Volgst. und Batty, zu Lincker wegen Krafft. mit [*Herzog Carl August] unter den Aschen viel gutes. zu [*Frau v. Stein] essen. Auf Theater die angegebnen Baufehler durchgegangen mit Steinart. um 4 nach Tiefurt. viel getanzt und sehr lustig und verträglich bis 10. mit[*Frau v. Stein] herein noch bey ihr geschw. und gut.
d. 29. ging [*Herzog Carl August] mit d. Prinz und andern nach Querfurt. frühe hat ich den aufräumenden und ordnenden Tag. Viel Briefe weggeschrieben und alles ausgepuzt. Abends Probe d. Kalliste. O Kalliste O! O Kalliste!
d. 30 hatt ich den erfindenden Tag. Anfangs trüblich ich lenckte mich zu Geschäfften, bald wards lebendiger. Brief an Kalb. Zu Mittag nach Tiefurt zu Fus Gute Erfindung Tasso. Herders Stein Werthern Knebel, gut, nur beyde Männer bissig, um 4 herein. Abends wenig Momente sinckender Krafft. darauf acht zu geben. Woher.
d. 31. Die Dämmrung des Schlafs gleich mit frischer Luft und Wasser weggescheucht. sehnte sich schon die Seele nach Ruh und ich wär gern herumgeschlichen. Raffte mich und dicktirte an der Schweizer Reise. Antwort von Kalb, angesagt Conseil. Momentanen Bewegung, Widerstanden und überwunden. [113] Es scheint das Glück mich zu begünstigen dass ich in wenig Tagen viel garstige mitgeschleppte Verhältnisse abschütteln soll Nemo coronatur nisi qui certaverit ante. sauer lass ich mirs denn doch werden. zu [*Herzog Carl August]. Erzählung von Querfurt. Conseil. Volgstädts Sache leidlich präparirt. in diesem Monat muss alles zurecht. Zu Hause gessen nach Tisch Briefe und Ordnung. Weggearbeitet. [*Frau v. Stein] Kranck.
April
d. 1 April. gleich früh frisch gefasst. Ordnung Briefe pp. Kriegs Commiss 9. Volgstädten haranguirt. um 11 Conseil. Kraffts Sache. fatale Ilmenauer sache. Wenn man einmal den Kutscher hat der mit sechs Pferden fährt, wenn er auch eine falsche Kehre nimmt was hilfts in die Speichen einzugreifen, mit [*Herzog Carl August] gessen. Seit drey Tagen keinen Wein. Sich nun vorm Englischen Bier in acht zu nehmen. Wenn ich den Wein abschaffen könnte wär ich sehr glücklich. Nach Tisch Tohrheit [*Prinz Constantin] kam Crone zu mir und Mine. Las ich ihnen die Schw. Reise. kam [*Herzog Carl August] Abends und da wir alle nicht mehr verliebt sind und die Lava Oberfläche verkühlt ist, giengs recht munter und artig, nur in die Rizzen darf man noch nicht visitiren. da brennts noch.
2. früh gleich wieder munter und geschäfftig um 10 mit Kalb 2 stunden lange Erörterung, er ist sehr herunter. Mir schwindelte vor dem Gipfel des Glücks [114] auf dem ich gegen so einen menschen stehe. Manchmal möcht ich wie Polykrates mein Liebst Kleinod ins Wasser werfen. Es glückt mir alles was ich nur angreife. Aber auch anzugreifen sey nicht lässig. zu [*Herzogin Anna Amalia]. zur Wald nern. [*Frau v. Stein] war besser. bey Hofe gessen. Mässig ist halb gelebt. mit Einsiedeln iun spazieren viel über den Erdbau, neuen Büffon. Zu [*Herzogin Anna Amalia]. Schw R. lesen. Wieland sieht ganz unglaublich alles was man machen will, macht und was hangt und langt in einer Schrifft. bis 10.
d. 3 von 6 Uhr bis halb 12 Diderots Jaques le Fataliste in der Folge durchgelesen mich wie der Bel zu Babel an einem solchen ungeheuren Maale ergözt. und Gott gedanckt dass ich so eine Portion mit dem grösten Apetit auf ein mal als wärs ein Glas Wasser und doch mit unbeschreiblicher Wollust verschlingen kan. zu [*Herzog Carl August] essen. kamen auf unsre alte moralische Pferde und turnierten was rechts durch. Man klärt sich und andre unendlich durch solche Gespräche auf. zu [*Frau v. Stein] war wieder kranck. Ist mein einzig Leiden. Nach Hause. War sehr stürmisch Wetter.
bis d. 15. erst gut fortgelebt in den lezten Tagen weil ich keine Bewegung hatte nahm d. S. a. d B. z. Wenn ich mich nur anhalten könnte, öffter zu reiten. hab ich's doch so bequem. Las zur Gesch. H. Bernds. War 4 Tage Musterung. Kam d. Stadthalter. Lies am Theater fort arbeiten. War sehr ruhig und bestimmt, die lezten Tage wenig eingezogen.[115] Ich trincke fast keinen Wein. Und gewinne täglich mehr in Blick und Geschick zum thätigen Leben. Doch ist mirs wie einem Vogel der sich in Zwirn verwickelt hat ich fühle, dass ich Flügel habe und sie sind nicht zu brauchen. Es wird auch werden, indess erhohl ich mich in der Geschichte, und tändle an einem Dram oder Roman. der [*Herzog Carl August] wird täglich besser, nur ists ein Ubel dass ein Prinz der etwas angreifen will nie in die Gelegenheit kommt die Dinge im Alle tags gang von unten auf zu sehen. Er kommt manchmal dazu sucht wohl was fehlt aber wie ihm zu helfen? Uber die Mittel macht man sich klare Begriffe wie man glaubt, und es sind doch nur algemeine.
Auch leid ich viel vom bösen Clima.
Lidte Prometheisch.
Waren in Leipzig. Vergnügte Tage. der Fürst v. Dessau war da mit Erdmannsdorf. Ich gewinne viel Terrain in der Welt.
in der Stürmischen Nacht vom 25 auf d. 26. zurück.
d. 30 las meinen Werther seit er gedruckt ist das erstemal ganz und verwunderte mich.
Mai
d. 2. Nach Erfurt die Strasen zu besichtigen die das Obergleit bessert. Kam Abends zum Stadthalter zurück und wir durchschwazten viel politische philosophische [116] und poetische Dinge. Tanzten auch einmal beym Graf Ley. Gute Tage.
Sonnab. d. 6.ten Mittags wieder zurück. Die Blüten und ersten Blätter sind höchst liebl. es treibt nach der langen rauhen Witterung alles auf einmal.
d. 13 Das grüne ist über die massen schön die Blüten durch den Regen bald vertrieben. War die Zeit manigfaltig beschäfftigt. Brachte des Prinzen und Kn. Sache in Ordnung. War [*Herzog Carl August] sehr verlegen über einen zur Unzeit abgeschickten Boten zu [*Gräfin v. Werthern]. Hatt ich gute Blicke in Geschäfften. Geht das alltägliche ruhig und rein. War das Theater fertig. Kalliste probiert auch Bätely. Ist Kall. ein schlecht stück und Bat schlecht komponirt, es unterhält mich doch. das Theater ist eins von denen wenigen dingen an denen ich noch Kinder und Künstler Freude habe. Händels Messias ward offt probirt gab mir neue ideen von Deklamation. Lies mir von Aulhorn die Tanz Terminologie erklären. War im Jägerhaus und lies alles völlig zu rechte machen den Prinzen auf künftigen Winter zu logiren. Ging Fritsch weg. Verzogen sich einige hypochondrische Gespenster. Es offenbaaren sich mir neue Geheimnisse. Es wird mit mir noch bunt gehn. Ich übe mich und bereite das möglichste. In meinem iezzigen Kreis hab ich wenig, fast gar keine Hinderung ausser mir. In mir noch viele. Die Menschlichen Gebrechen sind rechte Bandwürmer, man reist wohl einmal ein Stück los und [117] der Stock bleibt immer sizzen. Ich will doch herr werden. Niemand als wer sich ganz verläugnet ist werth zu herrschen, und kan herrschen. Bracht ich Lavaters Albrecht Dürers in Ordnung. Ruckte wieder an der Kr. Komm Repositur. Hab ich das doch in anderthalb Jahren nicht können zu stand bringen! es wird doch! Und ich wills so sauber schaffen als wenns die Tauben gelesen hätten. Freilich es ist des Zeugs zu viel von allen Seiten, und der Gehilfen wenige. Brief von Baty. das ist mein fast einziger lieber Sohn an dem ich Wohlgefallen habe, so lang ich lebe solls ihm weder fehlen an nassem noch trocknem. Für Krafft ists schade er sieht die Mängel gut, und weis selbst nicht eine Warze wegzunehmen. Wenn er ein Amt hätte würf er alles mit dem besten Vorsaz durcheinander, daher auch sein Schicksaal ich will ihn auch nicht verlassen, er nüzt mir doch, und ist würckl ein edler Mensch. In der Nähe ists unangenehm so einen Nagewurm zu haben, der, untätig einem immer vorjammert was nicht ist wie es seyn sollte. Bey Gott es ist kein Canzellist der nicht in einer Viertelstunde mehr gescheuts reden kan als ich in einem Vierteljahr Gott weis in zehn iahren thun kann. dafür weis ich auch was sie alle nicht wissen unb thu was sie alle nicht wissen, oder auch wissen. Ich fühle nach und nach ein allgemeines Zutrauen und gebe Gott dass ichs verdienen möge, nicht wies leicht ist, sondern wie ichs wünsch. Was ich trage [118] an mir und andern sieht kein Mensch. Das beste ist die tiefe Stille in der ich gegen die Welt lebe und wachse, und gewinne was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können. | War ein Musikus da der auf dem Contrebass sehr singend spielte |
d. 25 bisher war keine Rast und kam sehr viel zusammen. War in Neuenheiligen. hatte gute Erklärung mit [*Frau v. Stein] über H. L. Trat die Probe der fataln Kalliste mit ein, das ich völlig als Dienst tracktiren musste, um's nur zu thun. Ward Händels Messias der 3 Theil aufgeführt.
Mai. Juni
NB. vom 26 bis 22 folgenden Monats habe nichts geschrieben. Vorgefallen ist viel und hab ich sehr glückliche Tage gelebt. viel ganzes. Ich war in Gotha und hatte reine Verhältnisse mit allen. die [*Frau v. Stein] ging weg und lies mir ein leeres. Oeser kam und ich vernahm ihn recht ad protocollum. In der Kalliste hatte ich die schlechte Rolle mit grosem Fleis und viel Glück gespielt, und habe allgemein den Eindruck gemacht den ich habe machen wollen. Vogtens Mineralogische Untersuchungen vergnügen mich es wird ein artigs Ganze geben. Oeser brachte die Dekorations Mahlerey auf einen bessern Fus. Und ich fing an die Vögel zu schreiben. Meine Tage waren von Morgends bis in die Nacht besezt. Man könnte noch mehr, ia das unglaubliche thun wenn man mäsiger[119] wäre. das geht nun nicht. Wenn nur ieder den Stein hübe der vor ihm liegt. doch sind wir hier sehr gut dran. alles muss zulezt auf einen Punckt, aber Ehrne Gedult, ein steinern Aushalten. Wenns nur immer schön Wetter wäre. Wenn die Menschen nur nicht so pover innerlich wären. und die reichen so unbehülflich. Wenn pppp. Ordnung hab ich nun in allen meinen Sachen, nun mag Erfahrenheit, Gewandheit pp auch an kommen. Wie weit ists im kleinsten zum höchsten!
22. früh leise beschäfftigt. kam die Werthern und Seckend. kam d. Prinz leitete ihn zu neuer wirthschafftlicher einrichtung. Ritt nach Ettersb. war H. Louise da. ward gut gesprochen. Produzirte d. Elecktrophor. mit Oesern über mancherley. herein! Seckendorf. [*Herzog Carl August] d. den Tag mit seinen Feuersprizen pp zugebracht hatte. Abends die Vögel in Ordnung gebracht. Knebels Brief. Ich mache entsezliche Schritte.
23. Brach ein Bauerweib in Schmidts Garten das Bein. Kriegs Comm. Bey Cronen gessen. Abends [*Freimaurerloge Amalia].
24 früh Briefe an [*Frau v. Stein] und Knebel. Mittag Tiefurt. Abends [*Freimaurerloge Amalia].
25. Einiges früh besorgt nach Ettersb. fand Clauern der Oesers Büste bossirte. las ihm die Mitschuldigen vor. Waren munter nach Tisch dicktirte ich Jöchh. an den Vögeln sehr lebhafft und sprach viel dazwischen über alle Kunst. Ward Feuerlärm, [120] ritt nach Gros Brembach kam mitten in die Flamme. die Dürrung! der Wind trieb grimmig. War um die Kirche beschäfftigt. Versengten mir die Auglieder und fing das Wasser mir in Stiefeln an zu sieden. hielten sich die Leute gut. und thaten das schickliche. Nun war das Feuer umstellt. Der Herzog kam und der Prinz. Das halbe Dorf brannte ganz hinunter mit dem Winde wie ich ankam. Ging mit einem Husaren aussen weg unterm Wind, kaum durchzukommen. Nach Mitternacht Musst ich ruhen, legte mich ins Wirthshaus über dem Wasser. Ein Husar wachte. früh dem Pfarrer Quartier geschafft und herein. Geschlafen Gelesen geschrieben. Reise Marschall kam.
Verschiednes besorgt. In Ettersburg in Tiefurt. Oeser weg. Wolf komponirte das Chor zu den Vögeln p.
Juli
1 Alles in Ordnung. Abends nach Ettersburg Mittags Aerger über des Prinzen Inkonsequenz.
2). in Ettersb. an den Vögeln dicktirt gezeichnet. herein.
3.) Briefe dicktirt. Ackten gelesen Abends Mineralogie.
4. Conseil mit [*Herzog Carl August] und Wedeln unter den Aschen gessen. Schickte Trebra Stufen. 5. Kriegs Comm. Brachte Voigt meine Stufen [121] und Gebürgarten in Ordnung. und as mit mir. Nachmittag sah ich der Ballet Probe zu. War zu Hause. Im Wälschen Garten Gesellschafft.
6) früh 6 Uhr mit [*Herzog Carl August] nach Jena gefahren, war in der zweyten Kutsche der Prinz, Werther, Wedel Staff. in der dritten die Herzoginn und die Damen. ins Cabinet. gessen Kirche zu Lodern, Bibliotheck. Paulsens Garten wieder nach Weimar war ein sehr kalter Wind.
7. Abends nach Ettersb.
8. früh wieder herein Kriegs Commiss. Varia. Abends Probe Jeri.
10 Conseil. Kam Abends die Herrschafft von Gotha.
11 Cour
12 Jeri und Bätely
13 Nach Kahle.
14 war ich für mich. Abends Tiefurth.
In dem weitern Lauf des Monats ist viel vorgefallen.
War die Gothische Herrschafft da. Fuhren die beyden Herzoge, Helmold und ich nach Kahle über Jena, den eingestürzten Berg zu sehn. Schrieb ich Sonntags an den Vögeln. War die Woche sehr püncktlich beschäfftigt. Hielt sehr Ordnung. Leisewiz war einige Tage hier. Brand in Stadt Ilm,
War der Herzog allein nach Waldeck.
War die Herrschafft in Alstädt.
[122]August
August.
d. 18. die Vögel in Ettersb. gespielt. zog die Herrsch. auf Belv. war d. Herzog nicht wohl.
d. 23. Conseil allein mit Schnaus. mit [*Frau v. Stein] nach Belvedere gefahren. Gieng alles gut draussen.
d 24 Conseil noch alles aufzuräumen. Mittags allein gessen Abends zu [*Frau v. Stein] gezeichnet. Spazieren.
d. 25. Früh das vorliegende weggearbeitet und aufgeräumt. Gebadet. kam [*Herzog Carl August] gefahren und nahm mich mit nach Belv. War [*Herzogin Anna Amalia] draussen ist [*2 ??] sehr gut. zeichnet ich nach Tisch. Kam Fritsch. fuhr mit [*Herzogin Anna Amalia] herein. Abends zu [*Frau v. Stein] fand sie mit Lingen am Kloster. Assen, gingen noch spazieren.
26 früh im Garten auf und ab und nachgedacht was in diesem meinem zu Ende gehenden 31ten Jahr geschehen und nicht geschehen sey. Was ich zu Stande gebracht. Worinn ich zugenommen pp. Conzepte fignirt. Unterschrieben. Zu Hause gegessen. kam nach Tisch die March. Branckoni an. führte sie spazieren, waren Abends im Garten.
d. 27. früh mit M. Branck. in Tiefurth. Mittags im Kloster gessen. Abends Belvedere.
[123] d. 28 früh im Stern spazierend überlegt, wo und an welchen Ecken es mir noch fehlt. Was ich dis Jahr nicht gethan. Nicht zu Stande gebracht. Uber gewisse dinge mich so klar als möglich gemacht. Mittags zu [*Frau v. Stein] artig gegessen. Abends Gesellschafft im Garten, sehr vergnügt.
d. 29. Früh Conseil. Mittags mit [*Herzog Carl August] zu [*Frau v. Stein] gessen. Nachklang der Schönen Gegenwart. Abends die Springer gesehen Nachts zu [*Frau v. Stein].
September
1. Conseil as [*Herzog Carl August] mit mir im Garten. Ausgebreitetes Gespräch über moralische Verhältnisse war er sehr klar und kräfftig
2) Ordnung zubereitung zur Reise Crone zu Tisch.
3.) [*Herzog Carl August] Geburtstag. in Belveder Ennui abends beym zurückfahren sehr lustig Nachts Missverständniss mit [*Frau v. Stein].
October
October.
In Kochberg.
d. 10. Gegen 1 Uhr Nachmittag zurückgekommen. Lieblicher Auftrag und ausrichtung.
d. 14. Kriegs Comm. zu Hause gessen in den [124] Grimmenstein und das Zeutsch. Haus. Probe Kalliste bis 11 Bey Cr. noch im Mondschein spazieren gerannt und im Bette die Mönchsbriefe gelesen. Ordnung und Fleis.
d. 31. Zog H. Am. von Ettersb. herein. da gegessen abends zur kl. Schardt.
November
D. 1. früh Tasso. Rechnungen. Briefe. Kriegs Commiss.
4 Mit [*Herzog Carl August] nach Kochberg. schöner Tag
d. 5ten desgleichen. viel gezeichnet.
d. 6. zurück. erster Schnee und sehr starck Briefe dicktirt. und viel in Ordnung.
7.) Früh gearbeitet. Mittag bey Hof war der Graf v. d. Lippe gekommen. Abend bey Emilien.
8. Zu Hause gearbeitet Mittags allein gegessen nach Tische Sievers Knebel. Zu Schnaus abends ins Conzert bey [*Herzogin Anna Amalia] zu Tafel geblieben war der Gr. v. d. Lippe. und Marquis d'Entrugues da.
bis d. 20ten immer Schritt vor Schritt nach Vermögen vorwärts. fürchtete die Kranckheit vom Anfang des Jahrs. An Tasso morgendlich geschrieben. In Geschäfften mich gehalten. Wenn nichts gehn wollte gezeichnet.
[125] d. 21. Conseil. Mittag allein. Abends die Werther Carolingen die Schardt. d. [*Herzog Carl August]. Knebel Schardt zu tisch. Waren gut und vergnügt. [*Frau v. Stein] war kranck.
December
December.
Viel Arbeit und Bearbeitung. Volgstedt. abgeschüttelt. diesen Monat hab ich mirs sauer werden lassen.
[126]- Holder of rights
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- TextGrid Repository (2012). Goethe: Tagebücher. 1780. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5DE8-D