56) Historia von der Jüden erschrecklichen Vbelthat, die sie in der Mark Brandenburg an einer consecrirten Hostien vnd an etlichen Christenkindern begangen, auch was sie darüber haben leiden müssen. 1
Am Mitwoch nach Liechtmessen oder nach dem Fest der Reinigung Mariä des Jahres 1510 in der Nacht ist einer in die Kirche des Dorffes Knoblauch, welches im Hauellande ligt, gestigen, hatt das Ciborium oder Sacramenthäußlein erbrochen, daraus eine kupferne vergüldete Monstrantz vnd zwo consecrirte Hostien in einem Messingen Büchßlein gestolen vnn weggebracht. Solche vnchristliche erschreckliche That ist am dreyzehenden Tage Februarij an den Churfürsten von vielen glaubwürdigen Leuten gelanget, welcher denn dieselbe als ein löblicher hochberühmbter Liebhaber Gottes des Allmechtigen vnd seiner heiligen Sacramenten mercklichen zu Hertzen genommen vnd darauff in allen seiner Churfürstlicher Gnaden Landen vnd Städten ernstliche Beschasffung gethan, gute Achtung, beydes auff Christen vnd Jüden zu haben, ob sich solche gestolene Monstrantz vnnd sonderlich die Hostien bey jemand ereugen würden, daß mans alßdann von Stund an seiner Churfürstl. Gnaden anmeldete.
Darauff sind im Stadtgraben zu Bernaw am funffzehenden Tage gemeltes Monats bey dem Scheunenthor etliche Stücke von der obberürten gestolenen Monstrantzen gefunden worden, die andern Stücke aber zerstrewet, [61] etliche weit von der Stadt, auch etliche inwendig der Mawern: die dann der Bürgermeister daselbst zu Bernaw vnd etliche Rechtsverwandten auffgehoben vnnd verwahret haben.
Dieweil aber einer, mit Namen Paul Frohm, ein Kesselbüsser zu Bernaw, in einem Gäßlein, Hagen genandt, nahe gegen der Maweren, dahinter die großen Stücke der Monstrantzen im Graben gefunden worden, wonhafftig, sobalde der Diebstal vnnd Kirchenbruch erschollen, entwichen vnd weil er auch sonst eines verdächtigen leichtfertigen Lebens gewesen vnd man auch das Creutz, so auff der Monstrantzen gestanden, sonsten bey ihm vnd in seiner Hand gesehen (weil ers einem Thorwächter vnd Wagner daselbst gezeiget vnnd es jhm vor einen Wagen hat geben wollen), ist er dadurch verdacht vnd berüchtiget worden.
Wiewol nu gedachter Kirchenbrecher Paul Frohm, sobald das Gerüchte deß begangenen Kirchenbrechens vnnd Diebstals außgerissen, geflogen, vnnd sich der Stadt Bernaw etliche Monat lang enthalten, so ist jhm dennoch unmöglich gewesen, als er hernach zum öfftern bekandt, sich der Stadt lenger zu eußern vnd zu enthalten, sondern sein eigen Gewissen, welches ein stettfressender Wurm ist, hat jhn also gedrückt, genaget vnnd gefressen, daß er endlich gen Bernaw wiederumb hat kommen müssen, damit er seinen verdienten Lohn wegen seiner begangenen Mißhandlung empfangen möchte. Ist demnach am Sontage, welches damals der ander Tag deß Monats Juny gewesen, auff den Abend gar spät in Sanct Georgy Hospital vor Bernaw eingekehret, vnangesehen das jhm den vorigen Abend zu Bötzaw vnd Liebenwalde von etlichen angezeiget worden, wie ein böß Gerücht vber jhn gienge, daß er die Hostien sampt der Monstrantzen solte gestolen haben, vnd wo er sich dessen schuldig wüste, daß er sich der Stadt enthalten vnd dieselbe mit dem Rücken ansehen solte. Deß Montags darnach ist er in die Stadt gangen, da jhm denn die Stadtdiener bald auff den Dienst gewartet, jhm auf heißen Fuße nachgefolget biß in sein Haus vnd ihn gefänglich angenommen vnd eingezogen. Da das geschehen, hat er alsbalde frey öffentlich vnd vngemartert bekandt, daß er deß Mitwochs nach Liechtmessen in die Kirch zu Knoblauch gestiegen vnd mit eynem Lotheysen das Ciborium auffgebrochen vnd daraus zwo consecrirte Hostien in einem messingen Büchßlein vnd eine küpfferne vergüldete Monstrantzen gestolen vnd weggetragen hatte. Als er aber auff diß sein eigen bekendtnüß weiter gefraget worden, wo er denn die consecrirte Hostien gelassen, ist auff das Mal seine Antwort gewesen, er hette beyde Hostien zu sich genommen vnd hette sie vernützet. Dabey es denn die von Bernaw damals haben wenden lassen. Doch haben sie solches Herrn Hieronymo, dem Bischofs zu Brandenburg, als den rechten Oberherrn deß Dorfes Knoblauch vnnd warhafftigen Ordinario, anzeigen lassen, mit Erbietung, daß sie dem Bischoffe oder seine Anwalden gegen Paul Frohmen vmb der bösen begangenen That halben, rechts verhelffen wolten.
Diß Erbieten deß Rahts zu Bernaw hat Heinrich von Betschitz, deß Stiffts zu Brandenburg Hauptmann, zu Danck angenommen, vnnd ist bald hernach, den neundten Tag Junij kommen, vnd hat auff alte vorermelte vnd andere geschehene Indicia, Confessiones vnd dergl. von Paul Frohmen wissen wollen, wo er die Hostien gelassen, sintemal jhm nicht zu glauben stunde, daß er die heiligen Hostien zu seiner sündlichen Vernützung gestohlen hette. [62] Da man jhn darauff mit dem Scharffrichter gedrewet, hat Paul Frohm von Stund an mit klaren vornemlichen Worten außgesagt vnd nicht allein in der Pein, sondern auch vielmals hernach frey vnd ledig in Gegenwart des Hauptmanns, Bürgermeisters vnd Rahtmannen zu Bernaw bekandt, wie er in die Kirch zu Knoblauch gestiegen, die Hostien vnd Monstrantze heraus gestolen, vnd die eine Hostie zu sich im Munde genommen, vnd vernützet, die andere aber habe er balde den folgenden Donnerstag Salomon Juden zu Spandaw vmb neun Märckischer Groschen verkauffet, die jhm Salomon mit eitel Berlinischen Pfennigen bezahlet, welche er von jhm empfangen vnd zu seinem Gefallen wiederumb außgegeben hatte. Hat auch sonderlichen bekandt, so bald er die eine Hostien in seinen Mund genommen vnn vernützet (welches im Felde bey dem Dorff Stacken, eine halbe Meil wegs von Spandaw geschehen) da sey es Alles vmb jhn her gantz dunckel vnd finster worden, also daß er bey einer Stunden von der Städte nicht habe kommen mögen.
Solche vorangezeigte begangene That, Indicia vnd Confessiones vnd sonderlich wie Salomon Jude die eine Hostie zu sich gekaufft vor neun Märckischen Groschen, ist abermal an hochgemelten Churfürsten zu Brandenburg durch ein offenbar Gerüchte vnd andere glaubwürdige Leute gelanget, darauff denn jhre Churf. Gnaden aus sonderlicher Liebe, so Ihre Churf. Gnaden zu Gott vnd dem hochwirdigen heiligen Sacrament gehabt, gedachten Salomon Jüden gen Berlin hat bringen vnd jhn vnnd Paul Frohmen gegen einander verhören lassen. Da haben sie alle jhre begangene Vbelthaten bekandt, ein jeglicher insonderheit, als Salomon Jude, daß er die eine Hostien, am Donnerstag nach Mariä Lichtmessen gekaufft vnnd jhm dafür neun Groschen an Berlinischen Pfennigen bezahlet hette, vnd das Paul Frohm die consecrirte Hostien in einem kleinen Messingen Büchßlein zu jhm gebracht vnnd jhm die Hostien aus dem Büchßlein vberantwortet, aber das Büchßlein bey sich behalten hette. Es hat auch Salomon Jude weiter bekandt, wie er die Hostien vor sich auf ein Tischtuch geleget, mit Messern darein gehawen vnnd gestochen, auch mit lästerlichen Worten gefluchet vnd geschmehet vnnd wiewol er durch viel Arbeit die Hostien seines Gefallens nicht habe zerbrechen mögen, so sey sie doch in dem letzten Stich in Stücklein von einander gesprungen vnnd als er solches gesehen, sey er hertzlich erschrocken vnd bekümmert worden vnd habe sich vnterstanden, eine Partickel zu vernützen, aber weil jhm solches unmöglich gewesen, habe er aus weitern Bedencken zwey Partickel genommen, vnnd jedes in ein blechen Büchßlein eines Daumens lang geleget, das Büchßlein mit einem ledern Beutel vberzogen vnd verpitschiertet vnd die eine Partickel Jacob Jüden mit Schmoll seinem Sohn gen Brandenburg, die andern auch also verwaret durch einen, Salomon Heller genandt, Marx Jüden gen Stendal in der alten Marck geschickt.
Durch diß bekendnüß des Salomon Jüdens ist der Churfürst verursachet worden, alle Jüden in seinen Landen vnd Städten anzunemen vnd biß zu ferner Erkundigung der Schuldigen gefänglichen zu enthalten vnd wol zu uerwaren. Welches auch also geschehen.
Weiter hat Salomon Jüde bekant, daß er die dritte Partikel, die er nicht hat vernützen können, nirgends habe verwaren mögen, dieweil er in Sorgen gestanden vnd gedacht, ob er sie gleich in ein Fewer würffe, daß sie doch wieder daraus sprünge, oder in ein Wasser, das sie doch auffschwimme, [63] dadurch denn hernachmal sein begangene Missethat möchte an den Tag kommen. Derwegen so habe er endlich dieselbe Partickel in einen reinen Weitzenteig mit Wasser gedrückt, aber so balde das geschehen, sey der Teig roth worden, dessen er abermal zum hefftigsten erschrocken. Habe aber nichts desto weniger einen Kuchen daraus gemacht, denselben in ein Backofen, darinnen kein Fewer noch Kolen gewesen, nach allen andern Kuchen geschoben, vnd habe darauff im Ofen einen gar schönen hellen Glantz vnd sonderlich vber demselbigen Kuchen zu zweyen Mallen ein feuberliches kleines Kindlein schweben sehen. Darumb er denn solchen Kuchen sonderlich wol verwahret in die Synagog gehangen, der auch an demselben Ort, wie er angezeiget, also befunden worden.
Mitlerweil hat der Chur- vnd Landesfürst Jacob Jüden vnd Schmol seinen Son vnd Sloman jhren Rabbi von Brandenburg holen lassen. Als aber Jacob Jude in der alten Stadt Brandenburg angekommen vnd im Gefängnüß vber Nacht gesessen, hat er deß nechsten Tages hernach zu Martin Bellin, dem Bürgermeister derselben Stadt geschickt vnd jhn vmb Gottes vnd Marien Willen bitten lassen, daß er zu jhm kommen wolte, denn er hette mit jhm zu reden, daran der gantzen Christenheit gelegen sey. Es hat sich auch gedachter Bürgermeister vber jhn erbarmet vnd ist selb drite zu jhm vor dem Kerker kommen. Da hat jhm der Jude vermeldet, wie er die vergangene Nacht so ein schön Gesicht gesehen, dauon das gantze Gefengniß, darinnen er sesse, so klar vnd licht worden sey, daß er auch mit seinen Augen in solchen klaren Schein nicht mehr hette sehen können, sondern hette seinen Mantel vmb sein Haupt schlagen müssen. Nach einer Weile aber hette er den Mantel wieder auffgethan, vnd eigentlich auff einer jeden Seiten des Fensters im Gefengnüß vier schöne Jungfrawen gesehen vnnd sonderlich sey eine mitten im Fenster gestanden, die noch viel schöner denn die andern gewesen, mit vielen schönen Sternen gekrönet, daß er auch nicht anders gedenken können, denn das es Sanct Maria muste gewesen seyn. Hat auch darauff den Bürgermeister mit höhestem Fleiß gebeten, er wolte jhm zum Sacrament der heiligen Tauffe vnd zum heiligen Christlichen Glauben behülfflich seyn. Es hat aber Merten Bellin deß Juden Worten keinen Glauben geben wollen, sondern hat zu jhm gesaget, daß er berüchtiget sey, daß er das heilige Sacrament empfangen vnd damit gar schmehlich solte vmbgegangen seyn vnd solte es gar nicht dafür halten, daß er sich mit diesen oder dergleichen Worten retten möge, sondern solle wissen, daß der Scharffrichter in zweyen Stunden kommen vnd jhn mit der Schärffe fragen werde. Darauff Jacob Jude diese Antwort gegeben: hette er etwas verdienet, so wolte er auch dafür leiden. Er sage aber bey seinen höhesten waren Pflichten, daß jhm solch Gesichte also vnd nicht anders widerfahren sey vnd bitte noch fleißig, er wolle ihm zur heiligen Christlichen Tauffe vnd Glauben helffen, denn er sey nu drey Jahre damit vmbgangen, daß er sich gerne hette wollen täuffen lassen, vnd habe der Christen Essen vnd Trincken niemalß gemeidet, aber sein Gebrechen vnd Nahrung hetten ihn bißhero zurückgehalten. Es hat es aber der Bürgermeister Merten Bellin dabey wenden vnd den Jüden mit der Pein fragen lassen. Desselbigen Tages gegen den Abend hat der Raht zu Brandenburg Jacob Jüden mit eysern Ketten vnd andern Banden am Halse, auch an Beinen vnd Händen vnnd mit einem guten Daumenstock, [64] daran sonderlich zwey Schlösser gewesen, wol verwaren lassen vnd jhn auff einem Wagen nach Berlin geschickt. Vnterwegen, als sie mit jhm in einen langen Wasserfurth bey dem Dorffe Rossaw kommen, hat der Jude den Knecht, so neben jhm geritten, zu sich geruffen vnd gesaget, daß die edle Mutter Gottes Maria bey ihm were, die hette jhm den Daumenstock abgenommen. Wie nu die Knechte gesehen, das des Juden Hände frey vnd ledig gewesen, sind sie hart darüber erschrocken, fürnemlich weil sie die Schlösser vnnd den Stock geschlossen gefunden.
Der Jüde hat angezeiget, daß Maria die Mutter Gottes für jhm stände, ob sie dieselbe nicht sehen. Deßgleichen hat er auch den Pfarrherrn zu Rossaw, der in einem andern Wagen ohngefehr hart hinter ihm gefahren, zu mehrmalen gefraget, ob er nicht die schöne Jungfraw in dem Furth sehe dahin gehen. Sie haben aber alle gesagt, daß sie nichts sehen. Der Stadtdiener aber hat den Daumenstock wiederumb auffgeschlossen vnd denselben Jacob Jüden mit sonderlichem Fleiß wieder angelegt, vnd auffs Härteste wieder angezogen, auch die Schlösser eigentlich vnd wol zugedrückt vnd geschlossen.
Bald hernach als sie vor das Dorff Tremmen kommen seyn zu der wüsten Capell, auff dem Berge daselbst gelegen, hat Jacob Jüde den Dienern abermals angesaget vnd mit seinen Händen beweißliche Anzeigung gethan, daß er von Marien der reinen Jungfrawen abermals vom Stocke vnd den Schlössern erlediget sei. Dessen der Diener noch mehr erschrocken in Betrachtung, wie fleißig er jeden Daumenstock wiederumb angeleget vnd hat doch denselbigen Stock vnd Schlösser geschlossen, vnuorsehret vnd wolverwaret gefunden. Der Jüde hat jhm je mehr vnd mehr von der h. Jungfrawen gesaget, auch angezeiget, wie sie jtzunder vor jhm gehe zu der Capellen vnd in der Capellen, welche aber der Diener nicht hat sehen können.
Von diesem Gesichte hat hernachmal Jacob Jude vor vnd nach der Tauffe vielen Geistlichen vnd Weltlichen, Prelaten, Graffen, Herren vnd Bürgern vnd andern guten Leuten zum Offtern gesaget, wie er Mariam erstlich im Gefängnüs zu Brandenburg, hernach im Furth vnd fürs Dritte vor der Capellen vber Tremmen gesehen vnd wie sie jhn vom Daumenstock zu zweyen vnterschiedlichen Zeiten erlöset hatte.
Am dreyzehenden Tag des Monats Juni hat Jacob Jüde wiederumb in Gegenwart vnd auff Ermahnen vieler redlicher Personen, sowol Weltlichen als Geistlichen die vielberürte Anzeigung vnd Bekenntnüß, so er zuuor in vnd außerhalb der Pein außgesagt, reiteriret vnd wiederholet, auch an den Enden, da er sich keiner Peinlicheit mehr zu fürchten gehabt.
Nemlich daß Salomon Jude von Spandaw jhm mit seinem Sohn Schmol genandt, die eine Partickel des heiligen Sacraments in einem blechen Büchßlein mit einem ledern Beutel vberzogen, verpitzschieret zugeschickt, welches er auch von seinem Sohn also empfangen. Vnd wiewol er etliche Zeit mit Schloman Juden jhrem Rabbi in Vnwillen gestanden, so habe er jhm doch solch Thun nicht verhalten wollen. Darnach hat er bekandt, daß sie solch Sacrament aus der Büchsen genommen vnd auff einen kleinen fichten Tisch zweyer Spannen breit vnd anderthalb Ellen lang geleget vnd mit einem Weidemesser zweier Spannen lang, mit Birnbäwmenschalen darauff, einmal gehawen, da denn von Stund an soviel Bluts herausgeflossen, daß man [65] einen Finger dauon hette können naß machen. Vnd hierbey seien auch gewesen Isaac Jüde der alte, Schmol vnd Nathan, beyde Jacobs Söhne, deren ein Jeder auch dazumal darum gehawen vnnd gestochen. Ferner hat Jacob Jüde bekandt, daß er die Partickel der Hostien dem Rabbi Schloman Jüden vberantwortet hatte, welcher es eine halbe Ellen lang auff den Tisch geleget, vnd zween Stiche vnd Hiebe darein gethan hatte mit dem angezeigten Weidemesser vnd sey soviel Bluts, als in einer Nußschalen gehen mag, mildiglich auffm Tische dauon geflossen, aber die Hostien sey dennoch unuersehret blieben. Obwol aber Jacob Jude vnd der Rabbi Schloman daran gewaschen, so hetten sie dennoch das Blut nicht können herabbringen. Derwegen so hatte Schlomann ein Stücke zweyer Finger breit, darauff das Blut, so aus dem Partickel geflossen, mit seiner Barthen aus dem Tisch gehawen. Item Jacob Jude hat gesagt, daß er das Partickel des Sacraments wiederumb in die blechen Büchsen mit dem Leder vberzogen gethan vnd zusampt dem Stück vom Tische mit dem Blute Schloman vberantwortet, der hatte jm zugesaget, er wolle es Meyer Jüden gen Osterburg bringen, wie denn auch geschehen. Desselbigen aber hatte Meyer vnd der Rabbi zu Osterburg, mit Namen Joseph, empfangen vnd bewaret, biß auff den Freitag nach Pfingsten. Als aber Meyers Sohn, mit Namen Isaac, seine Hochzeit vnd Beylager am gemelten Freytage gehalten, da hatte Meyer Jude die Partickel, so noch in jrer Substantz gantz gewesen, vnn auch das Stücke vom Tische mit dem Blut in der Mittagsmalzeit vor die Jüden getragen, als nemlich vor Wendel Jüden seinem Vater, Isaac seinem Sohn, Hertzen Moschen vnd Jost seine Diener, Joseph dem Rabbi vnd Seligman Jüden, alle zu Osterburg wonhafftig; Schloman von Brandenburg, Dauid, Abraham, Hans, Schmol vnd Josepff von Werben, Mendle von Nawen, Jacob vnd Dauid von Gardeleben, Schmol von Perleberg, Mosche von der Kyritz, Benedictus von Stendal, Mosche von Pritzwalck, Mosche vnnd Abraham von Lentzen, Meyer von Spandaw vnd Schimel von Wüsterhausen. Welche dann allesampt auff einem Tische in die Partickel mit Messern vnd Pfriemen gestochen, daraus abermal das Blut mildiglich gangen. Letzlich hat Jacob Jude bekandt vnd außgesaget, daß Meyer zu Osterburg gedachtes Partickel wieder zu sich genommen, vnd als er seine Zeit vnd Raum ersehen, am selben Freytage, zusampt dem Spahn in seinem Hause in Beyseyn Schloman vnd Jesephs, der Jüden Rabiner, vnd Mendle seines Vaters, begraben, aber nicht lange hernach hatte er die begrabene Sachen wiederumb auffgegraben vnd dieselbe mit einem andern Juden weiter nach Braunschweig den Jüden zugeschickt.
Salomon Jude von Spandaw hat bekand, daß er die dritte Partickel des heiligen hochwürdigen Sacraments (wie mans zur selbigen Zeit genennet) durch Salomon Heller dem Marx Jüden zu Stendal in einem blechen Büchßlein, mit sehmischen Leder wie das erste vberzogen, zugeschickt hatte, welches auch Marx Jüde also empfangen: wie denn auch hernach Marx Jüde selbst bekandt vnd außgesaget, der denn auch weiter vermeldet, daß sie vnd neben jm Benedictus, Salomon, Beyer, Mosche von Kyritz vnd Joseph von Seehausen, ein Jeder in dieselbe Partickel mit Messern auff seinem Tische viel Stiche gethan vnd sonst auch gehawen hatten, vnnd daß auch diese Partickel viel Blut von sich geben hatte.
Zudem so haben die boßhafftigen vngetrewen Jüden außgesaget vnd bekandt, [66] daß sie aus sonderlicher Begierlicheit nach Menschen Blut etliche vnschuldige Christenkinder zu sich gekaufft, grewlich gemartert vnd letzlich vom Leben zum Tode gebracht hatten. Als zum ersten haben sie bekandt, daß Salomon Jüde, Jacob, Aaron, Levi, Isaac, Mosche der Rabbi vnd Jacob Jüde der Schlechter, alle zum Berlin wohnhafftig, ein Christenkind vnd Knäblein, drey oder vier Jahr alt, von einem frembden Christenmann ohngefehr vor zehen Jahren vmb zehen Gülden abgekaufft, welches Kind sie nachmals in einem Keller auff einen Tisch geleget, jhm die Adern, darinnen das meiste Blut zu seyn pfleget, auffgestochen vnd ihm auch letzlich die Gurgel abgeschnitten, das sie davon ein Nössel Blutes bekommen. Darnach haben Meyer von Osterburg, Benedictus vnd Marx von Stendal, Elias von Tangermünde, Abraham vnnd Joseph von Kyritz, Grote, Jacob vnd Mosche von Lentzen, Dauid von Gardeleben, Mosche von Hauelberg, Mosche von Pritztwalck, Mendle von Nawen, vnnd viel andere mehr bekandt, daß sie vor acht Jaren auff Martini, als sie zu Werben bey einander versamlet gewesen, daselbst zu Werben ein Christenkind von vier Jahren vmb zehen Gülden gekaufft, welches Kind jhnen ein Jude aus Böhmen zugebracht, dem hatten sie im Keller die Medianader geschlagen vnd es mit Nadeln vnd Pfriemen gestochen, jhm auch den Halß abgeschnitten, vnnd es also jämmerlich vom Leben zum Tode gebracht, dauon sie auch ein Nössel Bluts bekommen. Mehr haben Jacob Jüde vnd seine Söhne Schmol vnd Nathan vnd Michel Monalt bekandt, daß sie im 1509. Jahr auff Ostern ein Christenkind von einer Bäwerin zu Brandenburg vmb 24 Groschen gekaufft vnnd ihm daselbst allein vmb deß Bluts willen den Hals abgeschnitten. Auch haben die verstockten Jüden, als nemlich Meyer vnd Isaac sein Sohn, vnd Michel seiner Tochter Mann, Joseph der Rabbi, Schloman, Hertze vnd Mosche, Meyers Diener, Abraham Jude von Werben, Joseph von Seehausen, Jacob vnnd Abraham von Gardeleben, Mosche von Lentzen vnd viel andere mehr bekandt, daß sie in diesem tausend fünffhundert und zehenden Jahr vier oder fünff Tage nach Ostern ein Christenkind, ohngefehr fünff Jahr alt, gekaufft vnd zu Osterburg in Meyer Jüdens Haus, in der Synagoge jhm die Adern gelassen, es mit Nadeln jämmerlich gestochen, jhm den Hals abgeschnitten vnd es also getödtet.
Zum letzten haben Mosche von Pritzwalck, Schloman, Jacob vnd Goß von Brandenburg vnd Schmol von Plawen etc. bekand, daß sie im vergangenen tausend fünffhundert vnd neundten Jahr auff Reminiscere ein Christenkind von fünff oder sechß Jahren zu sich gekaufft vnd demselben zu Brandenburg die Adern gelassen vnd ihm ferner den Halß abgestochen.
Es haben auch etliche Jüden angezeiget, warumb sie also die consecrirte Hostien an sich zu bringen pflegen, nemlich daß sie die Christen hiedurch verachten, Christum schmehen vnnd Wunderwerck dauon sehen wollen. Aber der vnschüldigen Christenkinder Blut musten sie haben zu ihren Kranckheiten, als zu jrem Blutgang, vnd vielen andern Kranckheiten, denn sie machtens mit Paradißäpfel, Honig vnd Ingffer ein, damit sie es also erhalten vnnd allzeit haben kunnten, weil sie es gar nicht entrahten möchten. Auch würden sie dadurch in jhrem Gemühte etwas grimmiger vnnd hitziger wider die Christen.
Dieweil aber offenbar vnd am Tage, daß Paul Frohm in die Kirche zu Knoblauch gestiegen, zwo consecrirte Hostien vnd die Monstrantz daraus [67] gestolen, darinnen auch sein Lotheysen vnd Messer gefunden, dergleichen sein vnd Salomon Jüdens eintrechtige Bekentnüß, auff welchen Tag vnd Stunde, auch wie thewer er jhm die Hostien verkaufft, vnnd nu die Jüden auch bekandt hatten, wie jetzund vernommen, daß sie mit dem heiligen hochwürdigen Sacrament so erschrecklich vnd erbärmlich gehandelt vnd vmbgangen, hat der Chur- vnd Landesfürst, als ein besonderer Liebhaber der Gerechtigkeit, die Schuldigen zu straffen vnd die Unschuldigen mit Gnade anzusehen, alle Jüden, welche in einigerlei Verdacht haben seyn können, gen Berlin bringen lassen vnnd wider die berüchtigten vnnd verdächtigen, da rechte Vermuthungen vnd Anzeigungen gewesen, befohlen, erstlich in der Güte, darnach aber mit der Schärffe nach Ordnung der Rechte vnd Gewohnheit dieser Lande zu inquiriren vnd zu uerfahren. Als man nun befunden, daß viel Juden an diesen schweren Mißhandlungen, dazu auch an vielen armen vnschuldigen gepeinigten vnnd ermordten Christenkindern große Schuld hatten, als haben jhre Churfürstliche Gnad noch zum mehren Vberfluß vnd zu Erkundigung der Wahrheit, auch zu Uermeidung deß Vnrechten etliche vornehme gelarte vnnd verständige Rähte, auch Bürgermeister, Rahtmanne, Richter vnd Schöppen beyder Städte Berlin vnd Cöln, auff dem Rahthaus zu Berlin am ersten, dritten vnd vierdten Tage Julij zu sitzen verordnet vnd Paul Frohmen vnd einen jeden Jüden seines mannichfaltigen Bekentnüß zu erinnern vnd anzuhören, ob er dabey, bleiben oder solches gar oder eins Theils verendern, mindern oder vermehren wolte.
Es sein aber Paul Frohm vnd alle Jüden auff jrer vorigen Aussage vor den Verhörern vnd Notarien, auch den verordneten Schreibern vnd erbettenen Zeugen geblieben, mit freyer Bewilligung, das ein Jeder vnter jhnen solch sein Bekentnüß mit seinem Tode bekräfftigen vnnd bezeugen wolte.
Darauff hat nu der Churfürst aus hohem Raht vnd Meynung beschlossen, diese Mißhandlung zu straffen vnd hat Hansen Grackaw, dem Richter zum Berlin, gegen jhnen mit Recht aus Krafft seines Amptes auch gegebener Commission zu exequiren vnnd zu uerfahren befohlen. Dieser hat sein Gerichte mit Schöppen, Beysitzern, Aduocaten, Gerichtsschreibern vnd Zeugen am Donnerstage nach Chiliani deß Merterers besetzet vnd bestellet, dasselbe lassen beleuten, die empfangene Commission, auch die Inquisition vnd titulum inquisitionis öffentlich vorlesen, den Christen vnd die Juden mit Judenhüten frey vnd ledig, wie Rechts Sitte vnn Gewohnheit ist, vor Gericht kommen lassen vnnd daselbst einem Jeglichen, insonderheit seiner begangenen Vbelthat stückweise lassen vorlesen vnd darauff einen Jeglichen seine Antwort, wie auch vormahlen offt geschehen, thun lassen.
Am Freytage nach Margarethen hat obgemelter Richter zu Berlin sein vorangefangen peinlich Halßgericht continuiret vnd hat auff den großen Plan zum Berlin bey S. Marien Kirch, der newe Marckt genandt, drey große geraume Gestüle vnnd Palatia, eines jmmer höher denn das ander, auffrichten lassen. Auff dem obersten sind gestanden etliche hochgelahrte vnd Rechtsverständige Leute, bey denen sich Richter vnnd Schöppen, wenn es etwa Not gewesen were, Rahts hetten erholen können. Auff dem mittelsten Pallast saß der Richter mit seinen Schöppen, vnd daneben auch die Gerichtsschreibern, Zeugen vnd Procuratores. Auff dem vntersten wurden Paul Frohm vnd alle angezeigte Jüden, außgenommen jhrer zween, die das heilige Sacrament [68] der Tauffe empfangen hatten, zugleich mit gelben vnnd weißen spitzigen Hüten geführet, die auch mit jhrem Jüdischen Gesange vor Gericht kamen.
Als solches Alles geschehen vnd die Jüden nach einander sind vorgestellet worden, hat der Richter den gehaltenen Prozeß gegen Paul Frohm vnd die Jüden von Anfange biß zum Ende vnd sonderlich die mannichfaltige Indicia vnnd Anzeigungen, auch jhre vnd eines Jeglichen Aussage vnd Bekentnüß zusampt der Churfürstlichen Commission ordentlich vnd öffentlich mit lauter Stimme von Wort zu Wort lesen lassen, in Beyseyn einer großen vnd mercklichen Anzal Geistlicher vnd Weltlicher Personen. Dieweil aber nach solcher Vorlesung Paul Frohm vnd die Juden solch jhre vorige Bekendnüß gar nicht verneinet oder widerruffen, als hat der Richter mit Vernewerung vnnd Wiederholung aller Händel vnd Acten die Schöppen vmb Recht gefraget, als nemlich nachdem das peinliche Gerichte hiebeuor vnd abermal, wie Rechts Sitte vnd Gewohnheit ist, bestellet, dafür Paul Frohm vnd die Jüden ein zum andern mal öffentlich vorgeführet vnnd sich zu jhrer Aussage rechtlich bekandt, vnd mit jhrem Eyde bekrefftiget, auff solch Bekendtnüß solle vnd möge ergehen in Rechts Krafft vnd möge weiter darauff mit der Schärffe gegen jhnen in Recht verfahren werden. Darauff die Schöppen jhre Bedencken genommen vnd erstlich der elteste auff die eine deß Richters Frage, folgend der ander, vnnd der dritte etc. jhre Vrtheil bedächtiglich gefunden vnd mit Erlöbung deß Richters, öffentlich in bester form vnd Weise außgesagt, wie in den weltlichen vnd peinlichen Gerichten Sitte vnd Gewohnheit ist, biß so lange das peinliche Vrtheil, wie die obberürten Vbelthäter solten gestrafft werden, dem Scharffrichter ist befohlen worden. Derselbe hat vnter andern Worten gesagt: dieweil der böse Christ sich an dem heiligen Sacrament vergriffen, dasselbe gestolen vnd verkaufft etc., darumb so solte man jn auff einen Wagen binden, die Gassen auff vnnd niederführen, mit Zangen reißen vnd darnach in ein Feuer legen. Und dieweil die boßhafftige, schnöde vnd verstockte Jüden jre böse Mißhandlung auch zu mehrmalen vor vnd außerhalb Gerichts bekandt, darumb so solte man sie zu Puluer verbrennen, damit alle andern ein Beyspiel vnd Exempel von jhnen nemen möchten, daß sie solche vnd dergleichen Vbelthat auch nicht begehen möchten.
Darauff hat der Scharffrichter Paul Frohmen genommen, hat jhn auff einen niedrigen Wagen halb nackend gesetzet vnd seines Gefallens auff vnd angeschmiedet, durch die fürnembsten Gassen beyder Städte Berlin vnd Cöln geführet vnnd mit glüenden Zangen zerrissen.
Indem er aber mit Paul Frohmen vmbgefahren vnnd gehandelt, haben die schnöden Juden allerley Lästerungen erdacht vnd hat der eine Rabbi vnter jhnen gelesen, wie sonst ein Christlicher Prediger eine Oration lese, dazu denn die andern in jhrer Jüdischen Sprache alle mit lauter Stimme geantwortet: Amen. Vnd da sie dasselbe vollendet, haben sie alle zugleich mit lauter Stimme, wunderlichem Geschrey vnd seltzamen Geberden je mehr vnd mehr gesungen, biß sie zu der Städt deß peinlichen Gerichtes geführet vnd gekommen seyn.
Es hat dar zuuor der Scharffrichter mit seinen Helffern, deren aus eigner Bewegnüß vnerfordert viel dazu kommen, einen wunderlichen Baw zu jhrer Straff hinter dem Rabenstein zugerichtet, dergestalt vnd also. Paul Frohmen hat er allein an eine Seule mit Halßeisen vnd Banden angebunden, [69] vnd die Seule mit viel gutem Holtz, Reiß vnd Pech vmbleget, den Jüden aber hat er ein solch Tabernackel, dreyer Mann hoch, als starcke Rösten vber einander gebawet vnd derer jeglicher mit vielem Holtze, Stro vnd Pech etc. beleget vnd auff eine jede Rösten in die Lenge vnd Breite starcke Bäume gezogen, daran er die Jüden, ein Theil auff die vntersten, die andern auff die mittelsten, vnnd also förder die vbrigen auff die dritte Rösten, alle bey den Hälsen mit eysern Banden auff vnd augeschmiedet, also daß einer hat in die Höhe vnd der ander vor sich nieder sehen müssen.
Als nun die Jüden also von den Scharffrichtern angemacht worden vnd nu haben sollen verbrand werden, hat ein Geistlicher noch dem armen elenden Christen Paul Frohmen das Leiden vnsers Herrn Jesu Christi vorgehalten, vnnd jhn vermahnet, daß er sich desselben trösten wolle: welcher es auch zu Danck angenommen vnnd solche Zeichen von sich gegeben hat, daß man hat mercken können, daß er in rechter warer Rew vnd im Glauben an den gecreutzigten Christum sterben wolte. Aber etliche verfluchte vnn schnöde Juden haben da jre Boßheit noch nit lassen können, vnangesehen, daß sie da Gottes Zorn vnn Straff vnd den jämmerlichen schmerzlichen Tod vor Augen gesehen, sondern haben Gott vnd die Christenheit geschmehet vnd nach dem Crucifix, Priester vnd andern Christen öffentlich gespyen. Daraus man genug hat mercken können, daß sie jhrer vorigen Bekentnüß nach Christum vnd seinen Anhang alle Tage gehöhnet: vnd sein also mit einem schnellen Fewer dahin gefahren.
Den folgenden Sonnabend sind die zween getauffte Jüden, als nemlich Gurgen, der zuuor grosse Jacob von Brandenburg geheißen, vnd Paul, so Joseph von Seehausen zuuor genennet worden, auch vor Gericht geführet worden, an den alten gewöhnlichen Ort, vnd ist gegen jhnen auch jhre Recht verfahren, wie oben mit den andern angezeiget.
Es sind aber diese zween so wol vor dem Verurteilen als hernach, allzeit biß in den Todt bey dem Christlichen Glauben blieben vnd haben alle Vmbstehende mit großem demütigen Fleiß gebeten, Gott vor sie zu bitten; haben sich auch zu allen obenberürten Handlungen, Indicien vnd Anzeigungen wie zuuor bekandt, vnd haben sich je mehr vnd mehr freymütig erboten, solches mit jhrem Tode zu bekrefftigen. Sonderlich hat Gurgen, vngefehrlich des Tages zuuor, wiewol er wol gewust, das er folgendes Tages hat sterben sollen, in Beyseyn vieler Prelaten vnd anderer guter Leute angezeiget, wie schändlich seine Gehülffen, die Juden zu Brandenburg, mit dem heiligen Sacrament auff dem Tische gehandelt. Es hat auch derselbe Gurgen, als er allbereit auff dem Rabenstein gewesen, den Henker gebeten, das er jhm vergönnen wolte, vmbher zu gehen vnnd seine Notturft zu reden: welches jhm auch vergönnet worden. Darauff hat er Jederman angesprochen vnnd gebeten, ob er Jemand erzürnet, oder sonst in andere Wege zu nahe gewesen, jhm solches zu uergeben. Item er hat auch neben dem andern getaufften Jüden alle gegenwertige Leute höchlich gebeten, sie wolten vor Gott dem Almechtigen jhre warhafftige Zeugen seyn, daß sie als rechte fromme Christen gestorben weren. Sind also beyde geköpfft worden, denen Gott in jener Welt mit allen andern Christgläubigen Seelen wolle gnädig vnd barmhertzig seyn. Amen.
[70] Weil aber die obenberürten Jüden, deßgleichen auch etliche andere mehr, die mit den vnschuldigen Kindern sind bezüchtiget vnnd befraget worden, vnter andern vielen Vbelthaten bekandt, daß sie alle, soviel jhrer in einem Fürstenthumb, Lande oder Gebiete wohnen, ein Geld zusammen zu legen pflegen, dauon sie die Kinder käufften, vnnd darnach, wie oben berüret, erwürgen, hat Marggraff Joachim, deß Namens der erste, Churfürst zu Brandenburg etc., solche Vbelthat in seiner Gnaden Landen, so viel möglich zu uerhüten, alle Jüden der Marck vnd aller seiner Herrschafften verwiesen, vnnd durch jhren Jüdischen Eyd verschweren vnd aus Fürstlicher gnad vnd angeborner Mildigkeit biß außerhalb seiner Gnaden Lande, wo ein Jeglicher hingewolt, führen vnd geleiten lassen. Zu Brandenburg im Thumb ist der Tisch, darauff die eine Partickel zu Brandenburg gestochen worden, noch vorhanden, wie auch die Messer vnd Pfriemen, item, der Kuchen, darein das eine Stück ist gebacken worden etc. Man hat auch die gantze Historiam oben im Chor im Thumb an einem Spinde abcontrefehet, da es ein Jeder noch sehen kan.
Es hat auch damals einer, mit Namen Jacob Winter, ein Lied von dieser Geschicht gemacht vnd zum Druck verfertiget, welches ich (weil mans nicht viel mehr findet) dem günstigen Leser zu Gute hieher setzen wil. Dasselbige ist nu dieses, wie folgt:
Als man schrieb tausend fünffhundert vnd in dem zehenden Jahr, Da ist ein böser Christen wol in die Marck gekommen, Als ins Dörfflein Knoblauch ist das genandt, Das da ist gelegen daselbst in Hauelland.
Das geschah auff einen Mitwoch in einer finstern Nacht, Deß Mittwochs noch vnser lieben Frawen Liechtmessen Tag, Als da derselbig Christen ist in das Dorff gekommen, Da hat er das heilige Sacrament wol aus der Kirchen genommen.
Mit einer kupffern Monstrantze, von Golde ist sie roth, Zwo Hostien waren darinne, die eine klein, die ander gros.
Er trug sie mit sich von dannen, daß er kam allein, Da setzte er sich nieder auff einen harten Stein, Auff that er die Monstrantze zu derselben Stund, Die größte von den Hostien stack er in seinen Mund.
Gott that ihm dar ein Zeichen, das nicht kleine war, Daß er in einer halben Stunden noch höret oder sach.
Darnach gieng er gerichte gen Spandaw in die Stadt, Der Salomon Jude auch gesessen was, Er sprach, Gott grüß Dich Jude, ich bring Dir hier ein Pfand, Das wil ich Dir vorsetzen oder verkäuffen nu allzu Hand.
Der Jüde sprach behende, daß ist ein kupffern Faß, Ich rede das für ware, die Christen haben jhren Gott darein gesatzt, Das woltt ich gerne käuffen, käuffen vmb ein Geld, Da sprach sich der Christen, möcht es bleiben vngemelt.
[71] Er zog jhn aus der Taschen bey dem Jüden an einem Tisch, Ich spreche das für wäre, daß das der Christen Gott ist, Was sol ich Dir darumb geben, sprach sich der Jüde zu Hand, Da sprach sich der Christen, siebenzehen Groschen zum Pfand.
Der Jüde sprach gar balde, das ist zu thewer kaufft, Doch wil ich Dir bezahlen dasselbe kleine Brod, Er zog aus seiner Taschen neun Märckische Groschen trint, Dafür hat er gekauffet Jesum Marien Kind.
Die Christen möge betrachten vngleichen kauff, Wer möchte den bezahlen, der Himmel vnd Erden schuff.
Der Jüde nam das heilige Sacrament, vnd warff es da auff den Tisch, Nu wil ich von dir wissen, ob du der ware Gott bist, Die Jüden allzumale trieben jren Spott, Er sprach: thu mir ein Zeichen, bistu Teuffel oder Gott.
Sie haben das angespeiet, bespottet mit großem Geschrey, Da that sich das heilige Sacrament an dreyen Stücken selbst entzwey.
Ein Theil haben sie gedrucket in ein Kuchen trint, Sie meynten, sie wolten verbrennen Jesum Marien Kind, Es stund ein Ofen nicht ferne, da man das Brot einbuch, Darein setzten sie den Kuchen wol in die heiße Glut.
Nun sein auch alle Jüden in jhrem Hertzen blind, Oben auff dem Kuchen sahen sie schweben einen schönen Jüngling.
Ein Theil haben sie geschicket zu Osterburg in die Stadt, Da waren viel Jüden zusammen vnd hatten da eine Wirthschafft, Sie legten das zwischen zwo Schüsseln, sie trugen das vor die Braut, Die Juden tantzten vnd sprungen, vnd schreyen alle jauch.
Die Jüden allzumale trieben jhren Spott, Sie sprachen, des sind wir all erfrewet, das wir haben der Christen Gott. Sie haben das auch gen Stendal geschickt, auch gen Franckfurt am Meyn in frembde Land, Wo das weiter ist hinkommen, das sey Gott in dem Himel bekandt.
Ein Theil haben sie geschickt gen Brandenburg in die Stadt, Da der Jude Jüde innen besessen was, Daß er solte schawen, auch schawen der Christen Gott, Da huben sie an zu heben einen trefflichen Spott.
Er lies sich herbringen einen Tisch, der war nicht gut, Darauff wolte er schawen, ob das were Fleisch vnd Blut, Sie haben darein gehawen vnd gestochen mit Messern, klein vnd groß, Da sahen die Juden alle, daß das Blut mildiglich daraus floß.
Ihr Christen mögt das glauben, vnd seyd das alle gewiß, Zu Brandenburg in der Thumbkirchen möget Ihr den Kuchen schawen, die Messer vnd auch den Tisch.
[72] Der Christe ist gekommnen zu Bernaw in die Stadt, Er trug in seinem Busen noch das kupfferne Faß, Er warff das vber die Mauer auff einen Holunder-Baum, Das erfuhr ein frommer Christe, Gott wolle jhm geben das Lohn.
Er ging sich vor Gerichte, da er die Herren fand, Mit also großem Fleiße that er jhnen das bekand, Der Christe ward gefangen, gebunden also gewiß, Zum Berlin ward er geführet, da der edle Marggraff gesessen ist.
Da hub er an zu reden ohn eincherley Pein, Was Gott selbst wird verhengen, das mag nicht verholen seyn.
Er sprach, jhr edlen Herren, das solt jhr wissen gewiß, Daß das heilige Sacrament wol bey den Jüden ist, Salomon dem Jüden hab ich dasselbe gebracht, Thut mit mir, was jhr wollet, ich hab das wol vorbracht.
Die Herren seumpten nicht lange, sie wurden bald bereit, Darumb so mannich Edelmann auff seinem Sattel streit, Sie zogen mit Fleiße alle vber das gantze Land, Sie fiengen die Jüden alle, die Jüden jung vnd alt.
Zum Berlin wurden sie geführet darnach auff einen Tag, Das man acht vnd dreyßig Jüden da verbrennen sah, Dazu denselben Christen, der ward gezogen mit Zangen heiß, Das geschah auff einen Freytag, als ich nicht ander weis.
Zween Jüden ließen sich tauffen, die nahmen den Christen-Glauben an, Gott habe sie in seiner Hute, die Christen vberall, Von dem Schwerte musten sie sterben, so kamen sie dauon.
Dieß Lied hab ich gesungen zu Lob dem ewigen Gott, Gott müsse die Juden schänden, die Mariam halten für Spott, Die wollen wir alle loben, Mariam die Mutter feyn, Vnd alle Gottes Heiligen, die in dem Himmel seyn.
Fußnoten
1 S. Angelus S. 269 etc.