570. Wie das Schloß Christburg durch Gespenster wüst gemacht worden.

(S. Hennenberger S. 46.)


Auf Christburg war einst Albrecht von Schwarzburg Komthur, der widerrieth allerwegen den Krieg wider die Polen. Als er nun aber dennoch zur Tannenbergischen Schlacht ziehen mußte, und von dem obersten Chorherrn gefragt ward, wem er das Schloß befehlen wolle, sprach er ungeduldig: »Dir und den bösen Geistern!« Darnach ist es gekommen, daß nach dem Tode des Chorherrn, der aus Schrecken bald darauf gestorben ist, so greuliche Gespenster sich hier eingenistet haben. Wenn die Leute auf dem Schlosse [558] aßen, fanden sie Blut im Essen und Trinken, sonst aber nirgendswo. Walther von Frauenberg, einen Komthur, fand man an einem großen Baume im Schlosse mit beiden Händen zusammengebunden hängen, also daß man ihn nur mit vieler Noth losmachte. Ein anderes Mal war er auf dem Thurmdache, von wo man ihn nur mit großer Lebensgefahr losbrachte. Desgleichen hat es ihm im Schlafe den Bart angezündet und greulich verbrannt. Darum wollte er auch nicht mehr auf dem Schlosse bleiben und es wurde auch nach ihm kein Komthur wieder eingesetzt. Einmal wollte das Gesinde in den Stall gehen, da wurde es in die Mehlkammer geführt. So ging alles dort verkehrt zu. Oft hat man hier die Wölfe und Hunde so greulich heulen hören, daß Etliche daran gestorben sind. Deswegen ist das schöne Schloß so wüste geworden, daß Niemand mehr darin hat wohnen wollen.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. West- und Ostpreußen. 570. Wie das Schloß Christburg durch Gespenster. 570. Wie das Schloß Christburg durch Gespenster. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4A93-F