592. Woher die Stadt Danzig ihren Namen hat.
(Nach Löschin, Gesch. Danzigs Bd. I. S. 9.)
Man erzählt, daß, als der Perserkönig Darius das an den Ufern der Donau gegründete Gothenreich zerstört hatte, die an der südöstlichen Küste des schwarzen Meeres wohnenden Stämme desselben ein gleiches Schicksal fürchtend ihre Wohnsitze verließen und hinauf gegen Norden zogen. Sie kamen bis an das Gestade des Baltischen Meeres, wo der Bernstein gefunden wird, und verdrängten hier die Ureinwohner, die Veneder. Sie bauten hier für ihre Anführer an der Urdar (der jetzigen Radaune) eine Veste, der sie nach dem Namen ihres Volkes die Benennung Gothenschanze oder Giöthenschants beilegten, die benachbarten Wenden aber veränderten diese Benennung in »Gythonium« oder »Gidonia« und so entstand aus der Verschmelzung beider Namen das polnische Gdansk und daraus das deutsche Danzig.
Nach einer andern Erklärung soll die Stadt Danzig von den Dänen erbaut worden sein als ein befestigter Ort, in welchem die gefangenen Seeräuber aufbewahrt wurden. Man nannte den Ort Danzwyck d.h. der Dänen Wyck (Flecken oder Kastell) und daraus ist nachher der Name Gdansk entstanden.
Es giebt auch noch eine dritte Erklärung, welche für den Namen einen deutschen Ursprung gefunden hat. Es hätten nämlich die Bewohner des damals hier befindlichen Fischerdorfs Wieke bei der Ermordung ihres tyranischen [572] Herrn, der auf dem Hagelsberg wohnte, sich einander freudig zugerufen: »Siehe so tanze ich« und dann zur Erinnerung ihrem Wohnorte selbst den Namen Tanzwieke, woraus dann Danzig ward, beigelegt. Nach Andern hätte dieser Tyrann, weil er während des Tanzes erschlagen ward, dabei geschrieen: »O Tantz, Tantz.« Nach noch Andern hätte der, welcher seine Tochter heirathete, Dantze geheißen und man an diesen Namen das Wort Wieke gefügt, also Dantzwig gesagt.