944. Die Hunde.
(S. Justi, Vorzeit v. Hessen 1826 S. 170. Bach, Kurhess. Kirchenstatistik. Cassel 1835 S. 130.)
Vor vielen Jahren begegnete einem Edelmanne, der auf die Jagd gehen wollte, eine Frau mit einem großen verdeckten Korbe. Neugierig fragte sie derselbe, was sie da in ihrem Korbe habe. Sie antwortete: »Zwei Hunde, welche ersäuft werden sollen.« Der Edelmann entgegnete darauf, daß er [798] die Hunde besehen und behalten wolle, wenn sie ihm gefielen, da er ein großer Freund des Hundegeschlechtes sei. Die Frau weigerte sich jedoch den Korb aufzudecken, weil ihr dies bei strenger Strafe untersagt sei. Endlich wollte der Edelmann Gewalt brauchen. Da deckte das Weib zitternd den Korb auf und zwei neugeborene schöne Knaben lächelten dem Edelmann entgegen. Dieser ließ sie sogleich nach seiner Burg tragen und nahm sie, da er kinderlos war, an Kindesstatt an. Er schickte zu einem benachbarten Geistlichen und ließ ihn bitten, »zwei junge Hunde auf seiner Burg zu taufen.« Aber der Pfarrer lehnte solch ein Ansinnen mit Heftigkeit und Unwillen ab; ein anderer Geistlicher machte es eben so, als er aber zu einem dritten kam, vermuthete dieser sogleich eine andere und eigene Bewandniß der Sache. Er kam und taufte die Knaben, welchen der Edelmann den Namen »Hund« beilegte. Von diesen beiden Knaben aber, die sich später in allen ritterlichen Uebungen auszeichneten und eine Burg, die Hundsburg erbauten, stammte die bekannte adlige Familie der »Hunde« ab. Der Pfarrer aber, der die Knaben taufte, soll der zu Metz, unsern Gudensberg, gewesen sein, bei dessen Stelle sich noch jetzt ein Zehnten befindet, welcher der Hundszehnten heißt 1.
Fußnoten
1 Es gießt noch eine andere Sage hierüber bei Lyncker a.a.O. S. 138 etc., welche ziemlich genau mit den oben Bd. I. S. 10 von der Gräfin von Altorf erzählten übereinstimmt, nur daß es hier 7 Hunde sind.