450) Die Sage von Luthers Tode.
Es giebt ein fliegendes Blatt, welches von Rom aus ein Jahr vor Luthers Tode verbreitet ward und dann zu Luthers Lebzeiten in Leipzig unter [386] dem Titel: »Welsche Lügenschrift von Dr. Martin Luthers Tode ausgegangen«, 1545 in 4° wiedergedruckt ward, also natürlich kein wahres Wort enthalten kann. Darin steht, Luther habe auf seinem Todbette verlangt, daß sein Körper auf einem Altare zu Eisleben zur Anbetung ausgesetzt werde, habe dann das Abendmahl genommen und sei gestorben. Kaum sei der entseelte Körper ins Grab gelegt worden, als sich ein schrecklicher Lärm darin erhoben habe. Die heilige Hostie habe sich darauf von dem Unwürdigen getrennt und sei gen Himmel geflogen. Nun von dem heiligen Schutze entblößt, sei sein Leib die Beute des Teufels geworden. In der folgenden Nacht sei ein noch größerer Lärm in seinem Grabe gehört worden und als man am folgenden Tage dasselbe geöffnet, sei nichts von dem Körper mehr darin gefunden worden und ein schrecklicher Geruch habe hinlänglich das Geschehene verrathen. Diese Sage bedarf keiner Widerlegung und findet hier nur eine Stelle, weil sie früher in katholischen Ländern vielfach erzählt und geglaubt worden ist.