1111. An Erich Bachmann
1111. An Erich Bachmann
Wiedensahl 15. Januar 1897.
Lieber Erich!
Für deinen freundlichen Brief, den ich heute erhielt, sag ich dir meinen Dank. Ich sehe daraus, daß du bald auf lange hin ununterbrochen zu thun hast. Das ist dir gewiß angenehm, denn diese Art Thätigkeit ist ja deine Unterhaltung und dein Lebenselement.
Wie schad war's, daß ich im November, wo ich fest vorhatte, dich zu besuchen, so von einem Tage zum andern auf dem Sprunge stehn mußte wegen der frankfurter Reise. Nun werd ich sobald keine Gelegenheit haben dich wiederzusehn.
Nächsten Montag den 18ten fahr ich auf drei Wochen nach Hunteburg im Osnabrückschen zum Neffen Otto. Paßt es dir und willst du mir die erwähnten Zinsen (ja wohl von zwei Jahren) nach dort schicken, so würden sie mir grad zu der Zeit sehr willkommen sein.
Adr: Pastor Nöldeke
Hunteburg bei Bohmte.
Diesen hunteburger Besuch kann ich nicht gut mehr aufschieben, weil gleich hernach meine Schwester verreisen will – nach Hattorf und von da nach Schwerin, wo die Tochter von Wilhelm Nöldeke mit einem Gymnasiallehrer am Rhein sich verheirathen wird.
Bald nach der Rückkehr meiner Schwester wird uns denn auch unser gutes Frl. Kather verlaßen, nachdem sie über sieben Jahre bei uns gewesen ist. Ihr Vater wünscht sie wieder zu haben. Es thut uns sehr leid; denn ob die Andre, die wir engagiert haben, ebenso zuverläßig, tüchtig und angenehm sein wird, muß sich erst zeigen.
Unser Wetter hier ist nicht übel seither. Über dem gefrorenen Boden liegt etwas Schnee. Nur bläst der Ostwind schon ein paar Wochen lang; unser besonderer Feind, dem wir frei gegenüber liegen. – Da wohnt ihr doch geschützter.
Leb wohl, lieber Erich! Sei mit deinen Kindern auf's Herzlichste gegrüßt von
deinem getr. Freunde
Wilhelm.