379. Die alte Jungfer.

Mir erzählte mal in Ulm ein Unterarzt, in Vaihingen sei vor vielen Jahren zu einem Lehrer eine uralt gekleidete Jungfer gekommen und habe ihm die schönsten Accorde auf seinem Clavier gespielt, sei wiederholt erschienen; endlich habe er sie gefragt, was ihres Thuns hier sei? Sie gab ihm schluchzend zur Antwort: er sei derjenige, der sie erlösen könne. Sie habe einst unter einem Waldbaum gesündigt, und darum sei sie verdammt. Wenn eine Eichel von jenem Baume herabfällt, aus der Eichel wieder eine Eiche wachse, aus dieser Eiche eine Wiege gemacht werde, so sei das Kind, [243] das zuerst in diese Wiege gelegt werde, bestimmt, sie zu erlösen 1.

Fußnoten

1 Ueber diesen oft vorkommenden Sagenzug Meier, schwäb. Sagen Nr. 4. Rochholz A.S. I. 140. Bechstein, thür. Sagen II. 94. Panzer, bair. Sagen I. Nr. 85. Herrlein, Speßharter Sagen S. 240. Th. Vernaleken, Mythen und Bräuche S. 124. 136. 140.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen, Volksaberglauben. 3.. 379. Die alte Jungfer. 379. Die alte Jungfer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-045E-E