291. Kapuziner entrückt.

Mündlich.


Es war einmal ein Kapuziner, der wollte nicht glauben, daß die Ewigkeit so lang und doch wieder so kurzweilig sei. Da ging er einst in den Wald hinaus spaziren und hörte dort ein Vögelein wundersam singen. Diesem Vögelein ging er nach und kam gewaltig tief in's Holz hinein. Als er lang genug aufgehorcht zu haben glaubte, dachte er, es möchte wohl eine Viertelstunde um sein, und eilte heim. Da war aber das Kloster sammt seinen Herren gar anders geworden, ja die Leute sprachen schon ganz anders, als der Kapuziner. Nach langem Hin- und Widerreden ergab sich's, daß der Pater so und so gerade vor hundert Jahren im Walde verschollen sei, und der gegenwärtige fremde Pater nicht weniger als hundert Jahre dem Paradiesvögelein aufgehorcht habe. Da zweifelte der Pater nicht mehr und starb bald hernach eines seligen Todes 1.

Fußnoten

1 Vgl. bair. Volksbüchlein I. 56 ff. Vgl. die Legende von den »Sieben Schläfern«. Von den siben Slafaeren. Gedicht des XIII. Jahrhunderts, herausgegeben von Th. G.v. Varajan. Heidelberg bei C.F. Winter MDCCCXXXIX.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen, Volksaberglauben. 3.. 291. Kapuziner entrückt. 291. Kapuziner entrückt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-FBB3-D