[1458] [1475]1587.

Mel. Singt dem Heern etc.


1. HERR der welt, der ein feld seinen knechten ausgesetzt, drauf man sie sieht arbeiten, und alles wohl bereiten, worein daß sie sich mengen, zum säen und besprengen, keinen reuet, keiner scheuet seine kräffte, das geschäffte ihren geist und seel ergötzt.

2. Lamm, sieh an deinen plan, der so lange wüste war, der wird nun angegriffen, es geht durch höh und tieffen, es melden sich die streiter, die tapffern arbeiter; gieb viel sachen auszumachen, heiß sie stehen, heiß sie gehen, sie sind deine gantz und gar.

3. O wie schön ists zu sehn, wenns so unermüdet geht, man weiß es aus zu geben, im schweiß-tuch bleibt nichts kleben, fein naß vom streiter-brodem, vor last halb aus dem odem, so gehts herrlich, ists beschwerlich; giebts auch beuten, jubelzeiten, wenn man den gewinnst betracht't.

4. Ja man sieht, wie sichs zieht, da und dort zur zeugen-wolck, vom abend und vom morgen, was sonsten war verborgen, das kommt hervor gekrochen, es leben todten-knochen, diesen seegen thust du legen aus genaden, auf die maden, die sich vor dich aufgemacht.

5. Und dazu wehlest du, und ruffst auf, wen du nur wilt, es ist dir nichts zu wenig, denn du der grosse König, stehst deinen armen knechten zur lincken und zur rechten, sie sind stille, denn ihr wille ist ergeben, dir zu leben, daraus ihre stärcke quillt.

6. Denck ich dran, bet ich an, daß in deiner zeugenzahl, so viel der unsern traben, daß sie dein sieget haben, wo auch mein hertzverlangen so lange hingegangen, denen seelen zu erzehlen, daß sie sollen, wenn sie wollen, stehen in der gnaden-wahl.

7. Das ist wahr, manches jahr ist nun schon im seegen hin, und manches ist geschehen, daß wir verwundert stehen, und wissen nichts zu sagen, als demuths-voll zu fragen: was solls werden noch auf erden? wir sind nichtig, wer ist tüchtig, dir zu treffen deinen sinn.

8. Was du nun wollen thun, auch in dem vergangnen jahr, das sind ja lauter [1475] wunder, es ist wohl nichts darunter, da man nicht ursach fände zur beugung ohne ende. Nun so fahre alle jahre uns mit deinen wunder-scheinen immer besser durch den sinn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 1587. Herr der welt, der ein feld seinen knechten ausgesetzt. 1587. Herr der welt, der ein feld seinen knechten ausgesetzt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3C8-E